: Wachstum sorgt für Kursverluste
Die gute Konjunkturlage schafft neue Jobs und könnte ein Grund für höhere Zinsen sein
BERLIN/FRANKFURT rtr ■ Der anhaltende wirtschaftliche Aufschwung lässt nach Einschätzung des HWWI die Beschäftigung massiv steigen. Die Forscher rechnen 2007 mit einer halben Million zusätzlicher sozialversicherungspflichtiger Stellen und 2008 mit weiteren 220.000. Insgesamt werde die Zahl der Erwerbslosen im Schnitt auf 3,75 Millionen zurückgehen. Gleichzeitig erhöhten die Experten ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 1,7 auf 2,3 Prozent. 2008 werde das BIP mit 2,4 Prozent noch kräftiger zulegen.
Vor dem Hintergrund der guten Konjunkturlage hat gestern aber auch die Europäische Zentralbank (EZB) vor Risiken für die Preisstabilität gewarnt und damit eine weitere Zinserhöhung angedeutet. „Der mittelfristige Ausblick für die Preisstabilität bleibt Aufwärtsrisiken ausgesetzt“, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Der EZB-Rat werde weiterhin die Lage sehr genau beobachten, damit die Inflationsrisiken nicht einträten.
Bereits im März hatte die US-Notenbank (Fed) hat eine zunehmende Unsicherheit für die Wachstums- und Inflationsentwicklung festgestellt und damit überraschend Zinsanhebungen nicht ausgeschlossen. Der Offenmarktausschuss der Notenbank (FOMC) sei sich bei seiner Sitzung am 20. und 21. März einig gewesen, dass eine weitere Straffung der Zinsen nötig sein könnte, um die Inflation niedrig zu halten, hieß es in dem erst am Mittwoch veröffentlichten Protokoll der Sitzung.
Diese Informationen hatten für Unruhe an den Aktienmärkten gesorgt. Denn höhere Zinsen machen eine Geldanlage in Staatsanleihen und andere festverzinsliche Papiere attraktiv, was zu Aktienverkäufen führen könnte.Entsprechend verlor der DAX gestern.
„Die Abwärtsentwicklung an der Börse dürfte noch nicht beendet sein“, sagte ein Händler. „Noch ist hinsichtlich des Zinsthemas keine Entwarnung gegeben, auch wenn das einige am Markt bereits geglaubt hatten.“
Gestern hielt die EZB den Leitzins in der Euro-Zone dann aber zunächst doch wie erwartet unverändert bei 3,75 Prozent. Die meisten Bankenvolkswirte gehen aber fest von einer weiteren Zinsanhebung im Juni aus. Ob die EZB ihre Erhöhungsrunde dann bei vier Prozent beendet oder noch einen Schritt weiter geht, ist ungewiss.