Immer Ärger mit Bufo Bufo

Erdkröten treten in Hundertschaften auf. Aber aussetzen geht nicht: Ist erstens verboten und zweitens kurzsichtig

Ein Schritt ins Beet und schon ist es passiert: Der bis eben schöne Frühlingstag hat die Farbe einer zertretenen Erdkröte angenommen. Gerade aus der Kältestarre erwacht, schon im Krötenparadies. Es war keine Absicht. Es sind nur einfach zu viele für einen mittelgroßen Garten im Viertel. Da kommt so etwas schon mal vor. Erst neulich musste eine dran glauben, als der Komposthaufen umgesetzt wurde. Sechs Kröten hatten durch einen schwerfälligen Hüpfer auf sich aufmerksam gemacht. Die siebte erlag ihren inneren Verletzungen, die ihr der Zinken einer Mistgabel zugefügt hatte.

Seit drei Jahren hüpft der Garten jetzt. Davor gab es nur Kröti, ein handflächengroßes Prachtexemplar von einer Erdkröte, die alle paar Jahre auf der Terrasse auftauchte, um die Grillpartygäste zu Tode zu erschrecken. Eines Tages muss jemand auf die Kontaktanzeige der einsamen Solitärkröte geantwortet haben. Und aus einer wurden tausend.

Regelmäßig kann man deshalb nach Anbruch der Dunkelheit beobachten, wie sich eine krötengeplagte Gärtnerin mit einem Eimer voll Kröten aus dem Haus schleicht, um sie auszusetzen. In Planten un Blomen, im Stadtpark, in den Kleingärten an der Dove-Elbe – überall, wo es danach aussieht, als könnten sich Kröten dort wohlfühlen. Das Problem: Früher oder später werden sie zurückkommen, weil sie dort ablaichen wollen, wo sie geboren wurden. Im Nachbarteich. Der Weg zurück zur Wiege ist Krötentradition. „Nur in den seltensten Fällen finden die ein neues Laichgewässer“, sagt Dorothee Meier-Bründel vom Naturschutzbund NABU. Alle anderen würden sich in einem Sternmarsch auf den Weg zurück machen – und unter die Räder geraten. Und noch etwas spricht gegen das Aussetzen der kleinen Racker, sagt Meier-Bründel. „Bereits das Anfassen von Amphibien ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz verboten.“

„Ach was, alles Quatsch“, findet Hans-Konrad Nettmann, Zoologe an der Universität Bremen. „Dann müssten Sie sich jedes Mal eine Sondergenehmigung holen“, sagt er. Gerade Erdkröten seien alles andere als selten und ausgesprochen produktiv. Und im Krötenbuch heißt es über das Amphibium mit dem wissenschaftlichen Namen Bufo Bufo: „Die Erdkröte repräsentiert die Kröte schlechthin und zeigt eine große ökologische Anpassungsfähigkeit.“ So angepasst, dass sie laut Nettmann die einzigen Amphibien sind, deren Brut nicht von Fischen gefressen wird. „Die schmecken nicht.“

Erdkröten werde man so schnell nicht wieder los, sagt der Krötenexperte. Man könne nur dafür sorgen, dass nicht noch mehr den Teich als ihren

Geburtstümpel empfinden. Also darauf warten, dass die ersten Männchen wieder am Teichrand hocken, um gemeinsam über die Weibchen herzufallen. Und dann den frischen Laich einsammeln. Und ganz weit weg bringen. Eiken Bruhn