: Zivilfahnder flieht aus dem Gericht
PROZESS Im Verfahren um bei einer Massenschlägerei in Hamburg-Neuwiedenthal verletzte Polizisten wird der Ton schärfer. Polizei-Zeugen widersprechen sich, einer verschwand sogar aus der Verhandlung
Der Prozess um die Massenschlägerei vom 26. Juni 2010 in Hamburg-Neuwiedenthal, bei der Amor S. laut Anklage einem Polizisten durch einen Fußtritt Schädelbrüche zugefügt haben soll, gerät immer mehr außer Kontrolle. Nebenklageanwalt Michael Karow stellte allein am Mittwoch drei Befangenheitsanträge gegen Richterin Birgit Woltas, da sie ihn wegen Zwischenrufen ermahnt hatte. Zivilfahnder Thomas B. floh vor einer Aussage aus dem Gerichtsaal.
B. hatte zuvor ausgesagt, dass bereits am Abend nach dem Tumult nach S. gesucht worden sei. Der Zivilfahnder Jörg Sch. wollte den mutmaßlichen Täter an dem Abend gesehen haben, was S. gar nicht bestreitet. Sch. ist der einzige Zeuge, der einen Fußtritt von Amor S. gesehen haben will, verweigert aber mittlerweile die Aussage. Auch B.s Zivilfahnder-Partner Dirk P. bestätigt im Zeugenstand B.s Angaben, gibt aber zudem an, ein Fahndungsfoto auf der Wache bekommen zu haben und zusammen mit B. die Wohnung von S. bis sechs Uhr morgens observiert zu haben.
„Das ist falsch“, murmelt B. gut hörbar, der nach seiner Aussage im Zuschauerraum Platz genommen hatte. Auch Richterin Woltas war stutzig geworden. „Darüber gibt es keinen Vermerk“, hakt sie nach. „Sie sind der Erste, der so etwas erzählt – nicht mal ihr Kollege B. hat davon berichtet.“ Noch während der Vernehmung von Dirk P. beantragt S.’ Verteidiger Uwe Maeffert, B. erneut als Zeugen zu dem Widerspruch zu vernehmen, woraufhin Anwalt Karow aufspringt, zu B. geht und sagt: „Kommen Sie mal mit raus.“
Richterin Woltas schickt einen Justizwachtmeister auf den Gerichtsflur hinterher, um Absprachen zu verhindern. Als das Gericht dann tatsächlich die Vernehmung von Dirk P. unterbricht um B. nochmals zu hören, ist der Fahnder aus dem Gerichtsgebäude verschwunden. KVA