: Grillecke statt Alsterbad
Die CDU-Pläne für einen Sandstrand am Schwanenwik könnten scheitern, weil die Betonkante im Katastrophenfall als Landeplatz gebraucht wird. Die GAL hätte lieber gleich eine Badestelle
VON KAIJA KUTTER
Auf der großen Schwanenwikwiese an der Alster erlebe man „den schönsten Sonnenuntergang Hamburgs“, schwärmt der CDU-Abgeordnete Kai Voet van Vormizeele. Er kommt aus dem angrenzenden Bezirk Hohenfelde und hat dort vor zwei Jahren mit dem Bürgerverein die Idee eines Strandes entwickelt. Denn derzeit trennt noch ein hässlicher Betonstreifen die Wiese vom Alsterwasser. Wäre der weg, könnten Kinder am Wasserrand matschen oder Spaziergänger einfach ein Fußbad nehmen.
Seine Pläne mündeten im Mai 2006 bereits in einen Bürgerschaftsbeschluss. Der Uferbereich solle in Anlehnung an das frühere Freibad Schwanenwik „wassernah gestaltet“ werden, „die Attraktivität einer „strandähnlichen Nutzung wäre mit Sicherheit hoch“, heißt es in dem CDU-Antrag, in dem für Strand, Spielecke und Entsiegelung 250.000 Euro aus dem Investitionsfonds der Stadt bewilligt wurden.
Die GAL hält diesen Plan für gefährlich. „Ist dort erst mal ein Strand, gehen die Menschen auch ins Wasser, das kann man in dieser warmen Tagen gerade am Elbufer sehen“, sagt ihr Stadtentwicklungspolitiker Claudius Lieven. Die Grünen würden lieber das Doppelte ausgeben und dafür gleich eine richtige Badestelle samt Badesteg und Sprungturm einrichten, für die Architekturbüro Streb bereits Pläne zeichnete. Die Wasserqualität sei gut, weil die Stadt für „viele hundert Millionen Euro“ große Rückhaltesiele baute, die verhindern, dass bei starkem Regenfalls Dreckwasser in die Alster fließt.
Bliebe nur das Problem der fehlenden Sichttiefe von einem Meter, die die EU-Baderichtlinie vorschreibt, damit Ertrinkende schnell gefunden werden können.
Weil die Alster nur bis zu drei Meter tief und verschlickt ist, müsste man an der Badestelle alten Schutt ausheben und Sand einschütten, damit das Wasser klarer würde. „Wenn sie dort Sand einschütten, ist das Zeug gleich wieder weg, weil die Alster ein Fließgewässer ist“, sagt Voet van Vormizeele. „Die Strömungsgeschwindigkeit ist sehr gering“, hält Lieven dagegen. „Außerdem kann man ein Bett einsetzen, das das Wegspülen minimiert.“ Auf einer Fläche von 30 mal 60 Metern würden nach GAL-Plänen auch schwimmende Ketten oder Bojen die Badenden vor dem Bootsverkehr schützen.
„Ich hab mit dem Strand lieber den Spatz in der Hand“, sagt der CDU-Politiker und verweist auf weitere Hürden. Unter anderem müsse die gute Wasserqualität über vier Jahre nachgewiesen sein, die Stadtentwicklungsbehörde habe mit den Messungen aber „erst im vorigen Jahr begonnen“. Vormizeele: „Das dauert drei, vier, fünf Jahre. Die GAL soll nicht so tun, als ob alles locker möglich wäre.“
Doch geht es nach Auskunft der Stadtentwicklungsbehörde, sind die Träume von CDU und GAL geplatzt. „Es wird an dieser Stelle voraussichtlich nicht zu einer Badestelle oder einer Sandaufschüttung kommen“, sagt Sprecherin Kerstin Feddersen zur taz. Die Betonkante am Ufer müsse bleiben, weil dort im Katastrophenfall ein Großhubschrauber zur Evakuierung von Verletzten landen müssten. Es gebe noch mehr Gründe wie fehlende Parkplätze, das „KO-Kriterium“ sei der Katastrophenschutz. Das bewilligte Geld werde noch in diesem Sommer für eine „Aufhübschung“ der Grünanlage verwandt. Feddersen: „Gedacht ist an eine Grillecke und solche Sachen. Nichts in Richtung Beach-Club.“
Von dem Problem mit dem Hubschrauberflugplatz hat auch schon Kai Voet van Vormizeele erfahren und daraufhin Gespräche mit Senatskanzlei und Behörden geführt. „Die Akte ist nicht beendet. Die Willensbekundungen, das hinzubekommen, gehen ganz weit hinauf“, sagt er. Seines Wissens nach werde derzeit „unter Hochdruck“ nach einer alternativen Landefläche gesucht. Sogar zu „härteren Lösungen“ wie dem Neubau sei man bereit. Er selber habe eine unbenutzte Grünfläche zwischen zwei vielbefahrenen Straßen vorgeschlagen. „In 14 Tagen rechne ich mit einer Lösung.“