: Frühere Rote-Zora-Aktivistin auf Bewährung
Exmitglied der linksextremen „Roten Zora“ erhält Bewährungsstrafe. Sie plante einst Anschläge auf Betriebe
BERLIN rtr ■ Gut zwei Jahrzehnte nach den Taten ist eine ehemalige Aktivistin der linksextremistischen Frauengruppe „Rote Zora“ zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Berliner Kammergericht sprach die 58-Jährige gestern der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie Beteiligung an zwei gescheiterten Sprengstoffanschlägen für schuldig.
Die Arbeitslose hatte sich nach fast 20 Jahren in der Illegalität gestellt und im Prozess ein Geständnis abgelegt. Die Richter berücksichtigten strafmildernd, dass die studierte Lehrerin Adrienne G. „nicht mehr gewillt ist, ihre politischen Einstellungen mit Gewalt durchzusetzen“, sich zu ihrer Verantwortung für die Taten bekenne und freiwillig aus dem Untergrund aufgetaucht sei. Die Anschläge hätten keinen Schaden verursacht und lägen schon lange Zeit zurück, sagte der Vorsitzende Richter Jürgen Warnatsch. Ihrem „schmalen Geständnis“ habe das Gericht Reue und die Absicht entnommen, dass G. eine legale Existenz anstrebe.
Die Angeklagte, die auch als Funkelektronikerin ausgebildet ist, hatte für Sprengstoffattentate 1986 auf das Gentechnische Institut in Berlin sowie 1987 auf ein Bekleidungswerk nahe Aschaffenburg jeweils einen Wecker für die Zündung gekauft. Beide Anschläge scheiterten, weil der Zündmechanismus versagte. Die Frau hatte im Prozess ihre Beteiligung eingeräumt, ohne ein Motiv zu nennen. Das Gericht folgte beim Strafmaß den Anträgen von Generalbundesanwaltschaft und Verteidigung.
Die „Rote Zora“ war erstmals 1977 als feministischer Arm der linksextremistischen „Revolutionären Zellen“ in Erscheinung getreten und hatte sich bis zum Februar 1988 zu 45 Sprengstoff- und Brandanschlägen bekannt. Die Vereinigung gilt inzwischen als zerschlagen. Nach den Anschlägen war G. im Ausland untergetaucht. Im Dezember 2006 hatte sie sich gemeinsam mit ihrem ebenfalls unter Extremismusverdacht stehenden Lebensgefährten gestellt. Die 58-Jährige lebt derzeit in Berlin von Hartz IV.
Die „Rote Zora“ verstand sich als „sozialrevolutionäre, feministische Freiheitsbewegung“. Die Gruppe war vorwiegend im Ruhrgebiet und in Norddeutschland aktiv. Erklärtes Ziel war eine Veränderung des Gesellschaftssystems. Den Einsatz von Waffen gegen Menschen lehnte sie im Gegensatz zur Rote Armee Fraktion ab. Den letzten Anschlag verübten Mitglieder der „Roten Zora“ 1995 auf eine Werft in Bremen.