: Mister Steinkohle
Wird RAG-Chef Werner Müller Vorsitzender der Steinkohlestiftung oder macht es doch ein Außenseiter?
Gesucht wird: ein Chef für die Bergbaustiftung der deutschen Steinkohle. Seine Aufgabe: die Abwicklung des deutschen Steinkohlebergbaus bis zum Jahr 2018 und die Finanzierung der Folgekosten. Schwierig.
Dabei lag die Lösung recht nahe. Wer besser könnte für den Job geeignet sein als der Chef des Essener RAG-Konzerns, Werner Müller? Dachten Sozialdemokraten, Gewerkschafter und nicht zuletzt Müller selbst. Und für einen kurzen Moment schien es, als sei auch die Bundesregierung mit der Personalie einverstanden. Doch prompt folgte das Dementi aus dem Kanzleramt. Die CDU in Bund und Land sowie die Liberalen in Nordrhein-Westfalen wollen Müller verhindern. Dem ehemaligen Wirtschaftsminister im Kabinett Schröder wird seine politische Vergangenheit vorgehalten.
Das Anforderungsprofil ist heftig: Willig muss er sein und ein Mann. Bergbau-affin und trotzdem mit Managererfahrung. Wer könnte das sein? Die Entscheidungsträger verweigern jede Stellungnahme, während ihre Kandidaten wanken.
Wolfgang Clement (SPD), Ex-Finanzminister und Landesvater genießt lieber seinen Ruhestand und das Misstrauen von Schwarz-Gelb. Auch Gerhard Cromme, Aufsichtratsvorsitzender der ThyssenKrupp AG und Wunschpartner von Rüttgers und Co lehnte dankbar ab. Als damaliger Chef der Krupp-Stahl AG musste er im Jahr 1988 die Schließung der Stahlhütte in Rheinhausen bekannt geben. Die faulen Eier der Stahlkocher waren ihm sicher. Als Stiftungschef müsste er irgendwann die letzte Zeche zu Grabe tragen. Nein danke! Mister Steinkohle ist nicht zu beneiden.
Vielleicht macht es auch Berthold Beitz – kommissarisch. Der Ehrenbürger der Stadt Essen und Nachlassverwalter des Krupp-Imperiums hat als Chef der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung Erfahrung mit alten Industrien. Zum Problem könnte sein Alter werden. Beitz wird in diesem Jahr 94.
Bleibt der große Unbekannte. Vielleicht Ex-Schalke-Manager Rudi Assauer? „1.000 Feuer in der Nacht“ und „Glück auf, der Steiger kommt“ beherrscht er im Schlaf. Oder Ex-Kollege Rainer Calmund? Als Rheinländer garantiert unvorbelastet. Vielleicht doch Landesvater Jürgen Rüttgers (CDU)? Der Mann, der den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit in einer Person vereint und aufgelöst hat. Am 25. April soll in Berlin die Vorentscheidung fallen. HOLGER PAULER