: Zwischenhoch oder Trendwende?
ZWEITE LIGA Den Fußballern von Eintracht Braunschweig gelingt ein wichtiger 2:0-Sieg gegen Darmstadt
TRAINER TORSTEN LIEBERKNECHT
Es war ein hartes Stück Arbeit, es war kein Hurra-Fußball und sicher kein Leckerbissen, aber unterm Strich stand der zweite Saisonsieg: Mit einem 2:0 (1:0) gegen Aufsteiger SV Darmstadt 98 hat Zweitligist Eintracht Braunschweig am Freitagabend die Talfahrt erst einmal gestoppt.
„Der Erfolg war unheimlich wichtig“, sagte Linksaußen Hendrick Zuck. Denn in den Partien zuvor war es so gar nicht nach dem Geschmack des Absteigers gelaufen. 1:2 in Kaiserslautern, 1:2 gegen Bochum und 1:3 in Leipzig – nach drei Niederlagen in Folge standen die Blau-Gelben schon früh in der Saison unter Druck. Von Platz drei nach dem zweiten Spieltag ging‘s runter bis auf Rang 13.
Von der Auftakteuphorie war nicht mehr viel über, stattdessen machte sich Ernüchterung breit, stellenweise sogar Angst vor einer Spielzeit im Abstiegskampf. In dieser Hinsicht ist die Eintracht der Prototyp eines Traditionsvereins: Zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt ist der Grat schmal. „Wir sind in einer unangenehmen Situation“, sagte Coach Torsten Lieberknecht. „Drei Spiele in Folge zu verlieren, tut uns weh und lässt uns nicht jubelnd durch die Stadt ziehen.“
Auf seine Mannschaft prasselte viel Kritik ein, die nur zum Teil berechtigt war. Was den Blau-Gelben fehlte, war die Konstanz im Spiel und das Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive. Zu oft wechselten sich gute Phasen mit schlechten Phasen ab, hinzu kamen fast unerklärbare individuelle Fehler. So wie in Kaiserslautern, als sich Deniz Dogan und Matthias Henn gegenseitig behinderten und damit den Weg für das 1:1 durch Karim Matmour freimachten. Oder so wie gegen Bochum, als Marcel Correia beim 1:0 durch Simon Terodde viel tiefer stand als seine Mitspieler und das Abseits aufhob. Oder so wie in Leipzig, als Damir Vrancic den Ball in der Vorwärtsbewegung verlor und damit den Konter der Gastgeber zum 1:0 einläutete.
„Wir haben wegen kleiner Fehler in der Feinabstimmung verloren. Das passiert uns normalerweise nicht“, erklärte Mittelfeldspieler Mirko Boland. Bei der Frage nach dem Warum tut man sich jedoch schwer in Braunschweig. Falsches System? Falsche Aufstellung? Oder gar die falsche Einkaufspolitik? Klar ist: Die Abgänge von Stützen wie Ermin Bicakcic (Hoffenheim), Karim Bellarabi (Leverkusen) oder Domi Kumbela (Karabükspor) haben weh getan.
Lieberknecht aber ist sich sicher, dass sein Team stark genug ist, um die Erwartungen zu erfüllen. „Ich bin vom Potenzial der Mannschaft und der sportlichen Entwicklung, die wir noch nehmen werden, brutal überzeugt“, sagte der 41-jährige Pfälzer. „Dabei sehe ich nicht alles rosarot. Aber ich erkenne viele positive Ansätze.“
Der Freitagabend hat den Coach darin bestätigt. Zwar war auch gegen Darmstadt noch nicht alles perfekt. Doch es war ein großer Schritt in die richtige Richtung: In der Abwehr stand die Eintracht auch dank des bärenstarken Neulings Saulo Decarli deutlich stabiler als zuletzt, im Angriff sorgte Stürmer Havard Nielsen für Unruhe und traf mit seinem vierten Saisontor zum 1:0.
Kapitän Dennis Kruppke band mit dem 2:0 in der Nachspielzeit den Sack zu. Lange ausruhen dürfen sich die Blau-Gelben aber nicht: Schon am Dienstag sind sie zu Gast beim krisengeschüttelten FC St. Pauli. Dann wird sich zeigen, ob der Sieg gegen Darmstadt nur ein Zwischenhoch war – oder doch die erhoffte Trendwende. TIMO KELLER