: berliner szenen Dino-Lift
Hauptbahnhof urzeitlich
Toll. Ich hab’ seinen großen Zeh angefasst. Sogar dran gerüttelt. Ist aber nicht abgebrochen. Fühlt sich ziemlich hart an und sieht aus wie brauner Beton. Der Dinosaurierfuß mit Unterschenkel lag auf einem Lkw der Firma Schenker. Die Firma hat die Teile aus Kanada hertransportiert, um das restaurierte Urvieh als Werbemaßnahme für sich und das Berliner Naturkundemuseum in der Eingangshalle des Hauptbahnhofs aufzustellen.
Gestern Morgen ist außer einem Gerüst, einem kleinen Teleskop-Kran, einem vormontierten Sockel mit Infos und einigen Journalisten und DB-Hilfssheriffs erst mal nichts zu sehen. Der Kran ist komischerweise von der Marke Dino-Lift 135T. Kurz vor elf kommt er nach einer kleinen Reparatur an seinem Schaltkasten dann zum Einsatz. Das Dinobein vom Typ Diplodocus carnegi wird an einem Stahlseil am Gerüst hochgezogen. Endlich Futter für die Kameraleute. Reporter kritzeln, und man sieht schon die Texte, in denen der einstürzende Bahnhof und der Dino irgendwie verglichen werden. Das Urvieh scheint fast zu klein für die „Kathedrale des Verkehrs“, er misst in der Höhe nur vier Meter.
Gegen die aufkommende Langeweile entschließt man sich, alte ABC-Tickets zu 2,60 Euro in neue Tickets zu 2,70 umzutauschen. Was richtig lange dauert, weil diverse Nummern zu notieren sind und man kein Geld ausgezahlt bekommen darf. Mit frischen Tickets und einer Brezel kehrt man zurück zur Dinobühne. Immer noch nicht viel los. Vielleicht ist die Dinoaufstellung auch nur ein Materialtest für die Installation einer übergroßen Bahnchef-Mehdorn-Skulptur. Den plastinierten Mehdorn werden wir leider nicht erleben. Eine Anfrage von Gunther von Hagens soll er empört zurückgewiesen haben. ANDREAS BECKER