: Also, Schwamm drüber
betr.: „Die Hand aus dem Grab“, „Der Nazi-Richter urteilte bis zum Schluss“, „Er war ein Gegner des NS-Regimes“, „Ganz normale Opportunisten“, taz vom 14. 4. 07
Endlich einmal wagt es ein aufrechter Konservativer wie Dr. Oettinger, die wahre Wahrheit der jüngeren deutschen Geschichte aufzudecken. Natürlich war Dr. Filbinger Gegner und Opfer des NS-Regimes, gnadenlos verleumdet von den roten Ideologen und der linken Kampfpresse. Und er ist nicht der Einzige.
Man denke nur an den arglosen Hitler Adi. So tier- und kinderlieb war er, rührend besorgt um Schäferhund Blondie und sein resches Schneckerl, die Braun Maria, das liebe Tschapperl vom Berghof. Ein guter Katholik und Patriot durch und durch. Im Grunde ein herzensguter, gemütlicher Gemütsmensch. Halt ein charmanter Österreicher der alten Schule. Aber die schlimmen Umstände jener bösen, finsteren Zeit zwangen ihn dazu, Befehle zu geben, deren erbitterter Gegner er insgeheim war. Er ballte halt die Faust in der Tasche, aber keiner sah’s! Und was hätte er auch anderes machen sollen? Er wäre doch selbst sofort an die nächste Wand gestellt worden! Ratzfatz tot, betrauert von Eva und Blondie. Alle haben doch damals nur ihre verdammte Pflicht getan, jeder auf seinem Posten. Und es war halt Krieg, da rollen immer ein paar Köpfe mehr oder weniger. Hauptsache, es ist nicht der eigene. Und überhaupt: Lang, lang ist’s her. Also Schwamm drüber. Schlussstrich. Punkt. Danke, Dr. Oettinger!
MARTIN MAHADEVAN, München