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Archiv-Artikel

Homosexualität – von wegen

FUNDAMENTALE CHRISTEN Mehrere tausend Menschen haben in Berlin mit Holzkreuzen gegen Abtreibung und Sterbehilfe demonstriert. Ihr Ziel: die traditionelle Familie konservieren

Papst Franziskus „verbindet“ sich mit den Marschierenden

AUS BERLIN KRISTIANA LUDWIG

Die zwei Männer sind weit angereist, das verrät ihr Akzent: „Das ist ja bei den Homosexuellen und den Lesben so“, erklärt einer dem anderen, während sie mit einem weißen Holzkreuz über der Schulter am Brandenburger Tor entlanggehen: „Die behaupten, das wäre angeboren. Dabei sagen Psychiater etwas ganz Anderes.“ Sein Gesprächspartner nickt. „Das ist Selbstbeschwörung in der Pubertät“, sagt er.

Sonderbusse haben Demonstranten wie jene beiden aus 30 deutschen Städten nach Berlin gebracht, damit sie mit einem „Marsch für das Leben“ gegen Abtreibungen und Sterbehilfe protestieren. 5.000 seien gekommen, sagten die Veranstalter vom Bundesverband Lebensrecht. Der „Marsch für das Leben“ fand am Sonnabend zum zehnten Mal statt, die Zahl der Teilnehmer ist in dieser Dekade beständig gewachsen. Die Polizei möchte auf Anfrage dazu keine Angaben machen.

Die selbst ernannten Lebensschützer, die durch das Berliner Regierungsviertel marschierten, äußerten ihren Unmut nicht nur über das Abtreibungsrecht, sondern auch zu anderen Themen: der Sexualerziehung an deutschen Schulen etwa.

Auf einer Bühne vor dem Bundeskanzleramt, wo die Demonstration startete, sagte die Sprecherin der christlichen Initiative Familienschutz, Hedwig von Beverfoerde: „An den Schulen werden unsere Kinder einer Desorientierung ausgesetzt, die zum Himmel schreit.“ Auch andere Redner sprachen sich gegen Aufklärungsunterricht aus und forderten eine „Bildungsoffensive“ gegen Abtreibungen.

Unterstützung erhielt die christliche Demonstration von Papst Franziskus, der sich in einem Grußwort mit den Teilnehmern „verbindet“, die den „unantastbaren Wert eines jeden Menschenlebens“ deutlich machten. CDU-Bundestagsabgeordnete wie Hubert Hüppe oder Volker Kauder äußerten sich ebenfalls wohlwollend zu dem christlichen Protest. Die Abtreibungsregelung sei kein „unumstößliches Gesetz“, schrieb Kauder in seinem Grußwort.

Die AfD-Europaabgeordnete Beatrix von Storch lief an der Spitze des Marschs durch die Hauptstadt. Sie unterstützt als Gründerin der Lobbyorganisation „Zivile Koalition“ schon lange die Ziele der Abtreibungsgegner.

Die Organisatoren hatten zu Beginn vorgedruckte Schilder, Kärtchen und Kreuze verteilt, die sie zum Abschluss-Freiluftgottesdienst vor dem Berliner Dom wieder einsammelten.

Rund 1.000 Gegendemonstranten hielten den Marsch einige Male durch Sitzblockaden auf. Politiker von Grünen und Linken hatten bereits im Vorfeld vor den politischen Thesen der Demonstranten gewarnt: „Völlig überholte Frauenbilder werden da propagiert“, sagte die linke Bundestagsabgeordnete Cornelia Möhring. Karoline Killat von den Berliner Grünen warnte vor einem „gänzlich patriarchalen Weltbild“ der Marschierenden.

„Das ist eine Bewegung“, sagte Ulli Jentsch vom Antifaschistischen Pressearchiv Berlin. „Sie hat einen professionellen Kern und geht in die Breite.“ Das verbindende Element der christlichen Aktivisten sei nicht nur der Kampf gegen Abtreibung. „Es sind Familienbilder“, sagte er.