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Archiv-Artikel

Motto: Das Programm bin ich

FRANKREICH Als Alleinunterhalter will Expräsident Sarkozy auf die politische Bühne zurück. Seine Anhänger sind begeistert

Zu den Justizaffären, die wie ein Damoklesschwert über ihm hängen, schwieg er

AUS PARIS RUDOLF BALMER

Nicolas Sarkozy hatte seine Rückkehr in die Politik zuerst und exklusiv seinen Fans auf Facebook angekündigt. Verständlich, hat er doch dort nur „Freunde“. Geteilter Meinung ist man dagegen heute in Frankreich, nachdem er am Sonntagabend in einer Spezialsendung im Fernsehen die Gründe seiner Ambitionen erklärt hat. Mehr als neun Millionen Zuschauer haben seinen Auftritt verfolgt. Sarkozy fasziniert noch immer als politischer Alleinunterhalter, und er polarisiert das Land in Pro und Kontra. In seinem politischen Lager, das er liebevoll besitzergreifend seine „Familie“ nennt, war die erste Reaktion geradezu enthusiastisch. Laut dem Magazin L’Express begrüßen von den Sympathisanten der konservativen UMP 89 Prozent Sarkozys Rückkehr, und 86 Prozent von ihnen wären auch für seine Präsidentschaftskandidatur 2017. Von den Franzosen insgesamt aber lehnen 61 Prozent Sarkozy als Parteichef der UMP und 63 Prozent auch als Präsidentschaftskandidaten ab.

Den Medien ist vor allem aufgefallen, dass sich Sarkozy überhaupt nicht verändert hat. La Montagne glaubt, die Fernsehzuschauer hätten gemeint, aus Versehen eine Videoaufzeichnung aus der Zeit vor 2012 zu sehen, als Sarkozy noch Staatschef war. In der Sendung sagte er immerhin, er habe seit seiner Niederlage „viel nachgedacht“ über seine Fehler und dabei realisiert, dass er als Staatschef zu viel alleine habe machen wollen. Das war die Selbstkritik. Sonst wich er allen Fragen zu seiner Bilanz entschieden aus. Auch zu den Justizaffären, die wie ein Damoklesschwert über ihm hängen, schwieg er. Sein Programm beschränkt sich vorderhand allein auf seine Person. Er bietet sich als Retter an, hinter dem sich die Partei und die Nation sammeln soll. Mit dem Alter – er ist jetzt 59 – sei er indes weiser geworden, versicherte er. Er wolle jetzt über alle ideologischen Trennlinien hinaus das Land vereinen. In einer für ihn doch eher ungewöhnlichen Anwandlung von Nächstenliebe möchte er auch seinen innerparteilichen Gegnern Alain Juppé und François Fillon die Hand reichen, weil sie ihm noch „nützlich“ sein könnten. In Wirklichkeit hat Sarkozy, der sich zunächst (nur) um den Parteivorsitz der konservativen UMP bewirbt, aber es natürlich auf die Präsidentschaftswahlen von 2017 abgesehen hat, in seinem eigenen Lager allen etwaigen Rivalen den „Krieg“ erklärt, kommentiert Libération. Und andere Zeitungen warnen diese internen Gegner schon vor der „Dampfwalze“ Sarkozy.

Natürlich kann er dazu die Schwäche seines Erzfeinds François Hollande ausnützen, dem er bereits prophezeit, er werde „geteert und gefedert enden“. Hollande hat er bereits abgehakt, den würde „sogar eine Ziege“ besiegen, spottet er voller Rachsucht. Die Revanche aber beansprucht er für sich. Wenn es ihm jetzt gelingt, die Partei zu übernehmen und 2017 Präsidentschaftskandidat zu werden, geht die Rechnung auf. Derzeit könnte sich die Linke nicht einmal mehr für eine Stichwahl gegen Marine Le Pen qualifizieren.

Dennoch dürfte es beim Comeback mehr Hindernisse geben, als Sarkozy selbst meint. Seine Kritiker von links und rechts werden ihm seine Bilanz vorhalten. Während seiner Präsidentschaft sind Frankreichs Schulden um 600 Milliarden Euro gewachsen, die Steuerlast ist um 28 Milliarden gestiegen. Nicht alle in der UMP haben zudem vergessen, dass wegen der Mehrausgaben für seine Präsidentschaftskampagne die Partei am Rande des Ruins stand und eine Kollekte organisieren musste. Zu dieser Finanzierung läuft eine gerichtliche Untersuchung, und das ist nur eine von zehn.

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