: Der Kampf um die Schöne geht weiter
Museumsexperten bezeichnen Nofretete-Ausleihe als „naiv und respektlos“. Gegner bezweifeln legalen Erwerb
Die Emotionen gehen weiter angesichts der wunderbaren Büste der Nofretete: Museumsexperten und Archäologen haben die Kampagne „Nofretete geht auf Reisen“ gestern scharf kritisiert. Es sei naiv und respektlos, die 3.000 Jahre alte Büste der ägyptischen Königin wie ein Popstar ohne Rücksicht auf Fragen der Konservierung um die Welt schicken zu wollen, erklärte die Museumskommission der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) gestern.
Völlig unannehmbar sei es außerdem, mit solchen Methoden Kunstwerke für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Das Haupt der „Nofretete muss auch für kommende Generationen existent bleiben“, erklärte die Kommission, der unter anderem der Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts, Hermann Parzinger, der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Martin Roth, und die Direktorin des Lindenau-Museums Altenburg, Jutta Penndorf angehören. Die Forderung von entwicklungspolitischen Organisationen, Nofretete für einige Monate in Ägypten auszustellen, schade dem berechtigten Anliegen, Bewusstsein für Raubkunst zu schaffen und damit deutlich zwischen legal Erworbenem und illegaler Aneignung zu unterscheiden, erklärte die Kommission.
Der Verein „CulturCooperation“ hatte am Donnerstag gefordert, während des Umbaus der Berliner Museumsinsel, Nofretete als Leihgabe in Ägypten zu zeigen. Die Büste sollte für einige Zeit nach Kairo ausgeliehen werden. Es sei nicht zumutbar, dass das aus Ägypten stammende Kunstwerk von Bürgern ihres Herkunftslandes nicht besucht werden könnte – es sei denn, sie machten sich auf die weite Reise nach Berlin.
Der Verein bezweifelt zudem, dass Nofretete legal erworben wurde, und betont, die Büste sei in den vergangenen Jahren mehrfach transportiert worden. Auch der Chef der Ägyptischen Antikenverwaltung, Zahi Hawwas, hatte eine vorübergehende Präsentation in Kairo gefordert. Notfalls werde er die ägyptische Regierung bitten, Nofretete offiziell zurückzufordern.
Der Berliner Kunstmäzen James Simon hatte die Kalksteinbüste 1913 nach einer Ausgrabung in Ägypten vom Osmanischen Reich gekauft und den Berliner Museen gestiftet.
Die Büste wurde etwa 1355 vor Christus von Thutmosis in Tell el Amarna geschaffen. TAZ, DPA