Wunderbar: Kölner Sammler und Berliner Künstler mögen sich

Die Art Cologne, die älteste Messe für zeitgenössische Kunst, wird in diesem Jahr von mehreren Ergänzungsmessen flankiert, die aus Berlin gekommen sind

Wo ist gute Kunst? Fragt man sich derzeit in Köln, wo die älteste Messe für zeitgenössische Kunst, die Art Cologne, gleich von zwei neuen Messen flankiert wird. Bemerkenswert ist, dass es sich dabei um Formate handelt, die rund um das Berliner Art Forum entwickelt worden sind, der Kunstmesse, die ursprünglich einmal als Konkurrentin der Art Cologne gegründet worden war: Die Liste Köln ist aus der Berliner Liste hervorgegangen. Dazu die alternative Tease, das Pendant zum Berliner Kunstsalon. Beides Ergänzungsmessen des Art Forums. „Wir sind doch die, die keiner will, und irgendwann muss uns ja jemand entdecken“, so Edmund Piper, Initiator der Tease zu den Gründen seines Unterfangens. Wolfram Völcker, Chef der Liste, der zudem sein Buch „Was ist gute Kunst?“ promotet, kalkuliert kühler: „Nur wenn das Personal und das Equipment übers Jahr ausgelastet sind, gibt es eine Chance, dass sich ein Messeunternehmen rechnet.“

Fakt ist, dass Berlin ein riesiges Angebot an zeitgenössischer Kunst hat und das Rheinland KäuferInnen. So sind vor allem die Berliner AusstellerInnen, die mit Völcker nach Köln gekommen sind und zum ersten Mal der rheinländischen Kompetenz und Offenheit begegnen, positiv überrascht. Auch über die Verkäufe am Eröffnungstag. Nun hoffen sie auf das Wochenende, denn unter der Woche blieben die Hallen leer. Auf der Art Cologne und vor allem in und um den Open Space, in dem das Teilnehmerfeld „auf besondere Weise auf gut eingespielte Netzwerke zurückgeht, die sich in räumlichen Nachbarschaften ablesen lassen“ (Broschüre), ist etwas mehr los.

Hier kooperieren auf einer Freifläche Marktführer wie die Galerien Buchholz und Neu. Und nur die schäumende „Bubbel-Machine“ von David Medalla, am Stand des Berliner Galeristen Kai Hilgemann, trennt sie von ihrem erfolgreichen Kollegen Christian Nagel. Kölner Klüngel als Konzept? Neben etablierten Galerien mit großen Installationen finden sich Präsentationen junger Galerien. Fünf kunstnahe Projekte wurden geladen und vervollständigen den diesjährigen BerlinSchwerpunkt. Unter ihnen: der Berliner Kunst- und Architekturbuchladen pro qm, die Zeitschrift Texte zur Kunst, früher einmal in Köln und nun in Berlin ansässig, und Holm Friebes Zentrale Intelligenz Agentur, deren MitarbeiterInnen die Passanten mit Spammails zutexten.

Ein anderes Bild bietet sich auf der Tease, angesiedelt im Eingangsbereich eines ehemaligen Verwaltungsgebäudes. Hier wandelt man durch etwa 60 Räume, die von Galerien und Projekten mal zurückhaltend, mal flippig ausgestattet wurden. Von einer dadaistischen Tellerwurfmaschine über einen wandfüllenden Gobelin, auf dem sich Barock und Popkultur vereinen, bis zur künstlerischen Dokumentation des Gedenkens an den Diktator Franco treffen hier Traditionen und aktuelle Bezüge spannungsvoll aufeinander. Hier hat man tatsächlich noch das Gefühl, etwas neues entdecken zu können.

MEIKE JANSEN