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Archiv-Artikel

Stadt verwöhnt Media School

HOCHSCHULEN Rechnungshof kritisiert zu hohen öffentlichen Anteil und niedrige Studentenzahlen der Hamburg Media School. Alter Senat gab falsche Auskunft

Geld, das von der Filmförderung kam, wurde einfach den privaten Mitteln zugerechnet

Die Hamburg Media School (HMS) wird nicht im geplanten Umfang privat mitfinanziert. Wie der Rechnungshof in seinem jüngsten Bericht kritisierte, ist das Public-Private-Partnership-Projekt hinter den Erwartungen zurückgeblieben – ökonomisch wie bei den Studierenden-Zahlen. Der schwarz-grüne Senat hatte die Anteile in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage 2008 schön gerechnet.

Die Gründung der HMS 2003 geht auf eine Empfehlung der Unternehmensberatung Mc Kinsey zurück. Durch ein „internationales Aus- und Weiterbildungsangebot für Film- und Fernsehberufe“ sollte die Hochschule die Medienwirtschaft in Hamburg stärken. Ihr Programm umfasst heute Medienmanagement, Journalismus und Film. Gerade die Zusammenarbeit der Politik, der öffentlichen Hochschulen und der Medienunternehmen sollte das Angebot einzigartig und besonders interessant machen.

Geplant war, die HMS zu 20 Prozent aus Studiengebühren sowie zu jeweils 40 Prozent aus öffentlichen und privaten Kassen zu finanzieren. Der Rechnungshof hat für 2008 und 2009 jedoch andere Anteile ermittelt: Demnach steuerte die öffentliche Hand 60 Prozent des Geldes bei. Darunter waren Rundfunkgebühren und Mittel der Filmförderung. Die Studiengebühren deckten 16 Prozent des Budgets, der Anteil der Unternehmen nur 24 Prozent. Wie der Senat einräumte, hat die Wissenschaftsbehörde die Finanzierungsanteile unzureichend ermittelt. Unter anderem seien Sachspenden der Unternehmen eingerechnet worden, deren Nutzen nicht konkret bezifferbar sei. Auch das Geld der Filmförderung habe die Behörde zu Unrecht den privaten Mitteln zugeordnet.

Der Rechnungshof monierte zudem, dass die angestrebte Zahl von 150 Studierenden nicht erreicht worden sei. Die Wissenschaftsbehörde müsse sich die Frage stellen, ob „die HMS als eigenständige Bildungseinrichtung weiterhin erforderlich“ sei. Laut Handelskammer gibt es aktuell 120 Studierende – so viele wie nie zuvor.

Der Senat habe versprochen, die Kritik ernst zu nehmen, sagt Timo Friedrichs, der Sprecher der Wissenschaftsbehörde. Die Finanzierungsanteile sollten wie geplant erfüllt werden.

Von den Gründungsmitgliedern zählt der Bauer-Verlag nicht mehr zu den Förderern der HMS. Der Spiegel-Verlag spricht über sein finanzielles Engagement lieber direkt mit der HMS als über die Medien. Der Springer-Verlag helfe der HMS mit seiner Expertise, indem er Dozenten vermittle, sagt dessen Sprecher Michael Schneider. Und: Axel-Springer-Mitarbeiter nähmen „gegen Bezahlung des Unternehmens Fortbildungsangebote an der HMS in Anspruch“. GERNOT KNÖDLER