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Archiv-Artikel

Streit um Mauer

In der irakischen Hauptstadt Bagdad ist eine Kontroverse um den Schutz eines sunnitischen Viertels ausgebrochen

BAGDAD afp/dpa/ap ■ Die irakische Regierung stemmt sich gegen das Vorhaben der US-Armee, zur Abwehr von Anschlägen eine Mauer rings um ein sunnitisches Viertel in Bagdad zu ziehen. „Ich habe mich gegen den Bau der Mauer gewehrt, und ihr Bau wird eingestellt werden“, sagte der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki am Sonntagabend bei einem Besuch in Ägypten. Die US-Armee erklärte daraufhin gestern, sie wolle mit der Regierung über „wirksame und angemessene Sicherheitsmaßnahmen“ für die Einheimischen reden. Die Menschen im Irak müssten geschützt werden. Bis zum Montagnachmittag starben bei Anschlägen mehr als 27 Menschen.

Al-Maliki sagte in Kairo, die Mauer um das sunnitische Viertel Adhamija solle die Menschen dort nicht von der Außenwelt abschotten, sondern sie vor Gewalt schützen. Er habe aber verlangt, dass andere Mittel gefunden werden müssten, um die Sicherheit von Adhamija zu gewährleisten. Die Mauer erinnere „an andere Mauern“ der Vergangenheit. Der militärische Sprecher der Regierung erklärte hingegen gestern, der Bau von Sicherheitswällen um besonders gefährdete Stadtviertel in Bagdad solle weitergehen.

Die US-Armee hatte vor knapp zwei Wochen damit begonnen, die rund fünf Kilometer lange Mauer zu errichten. Sie soll verhindern, dass schiitische Extremisten die Sunniten angreifen oder umgekehrt. Adhamija liegt als Enklave im schiitischen Ostteil Bagdads und gilt daher als besonders gefährlicher Ort. Mehrere hundert Sunniten demonstrierten gestern erneut gegen den Mauerbau.

Irakische Abgeordnete kritisierten die Mauer von Adhamija scharf. Die US-Soldaten wollten in Bagdad eine „Berliner Mauer“ errichten, sagte Nassar al-Rubaie von der Bewegung des radikalen Schiitenpredigers Moktada al-Sadr am Sonntag. Der kurdische Abgeordnete Mahmud Osman sagte, ein solcher Mauerbau verletze die Menschenrechte.

US-Armeesprecher Christopher Garver erklärte gestern, das Militär wolle die Maßnahmen erneut prüfen. „Die Regierung des Irak und die multinationalen Streitkräfte stimmen überein, dass wir die Menschen im Irak schützen müssen.“ Auf seiner ersten Pressekonferenz seit seinem Amtsantritt im vergangenen Monat verteidigte Botschafter Ryan Crocker aber das Konzept der US-Streitkräfte, das dem Schutz der Menschen, nicht der Trennung diene. Crocker sagte, der Irak mache jetzt eine entscheidende Phase durch. Er forderte das irakische Parlament auf, Gesetze zu verabschieden, die die starke Minderheit der Sunniten wieder in den politischen Prozess integrieren.