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Archiv-Artikel

Nichtschwimmer geblieben

Jedes fünfte Kind beendet Schwimmunterricht in der 6. Klasse ohne Schwimmer-Abzeichen. Behörde dennoch optimistisch. DLRG mahnt bessere Schwimmfähigkeit an

An den Schulen lernt etwa jedes fünfte Kind im Schwimmunterricht nicht ausreichend schwimmen. Das ist das Ergebnis einer neuen schriftlichen Anfrage der SPD-Abgeordneten Sabine Boeddinghaus und Wilfried Bus, die der taz vorliegt. Demnach haben 840 von 3.931 Schülern der sechsten Klassen das „Jugendschwimmabzeichen Bronze“ nicht erreicht. Dieses Abzeichen, für das ein Kind 200 Meter in 15 Minuten schwimmen können muss, garantiert aber nach Auskunft des DLRG erst die Schwimmfähigkeit.

Bekanntlich wird der Schwimmunterricht seit Beginn dieses Schuljahres statt von Lehrern von Schwimmmeistern der städtischen Bäderland GmbH abgehalten. Die einzelne Schwimmstunde dauert 45 statt 30 Minuten, dafür wurde aber die Kursdauer von einem auf ein halbes Jahr verkürzt. Der Senat, der dabei zwei Millionen Euro sparte, hatte nach dem Motto „weniger ist mehr“ mit der Bäderland ehrgeizige Ziele vereinbart.

Demnach sollten am Ende der vierten Klasse 95 Prozent der Kinder die Frühschwimmerprüfung „Seepferdchen“ schaffen und 70 Prozent das „Jugendschwimmabzeichen Bronze“. Nach Klasse sechs, in der die Kinder nochmals ein Halbjahr Schwimmunterricht haben, sollten 100 Prozent das „Seepferdchen“ und 95 Prozent das Bronze-Abzeichen erringen.

Wie die taz im März berichtete, wurde für die Grundschulen das Ziel im ersten Durchgang verfehlt. Etwa jedes fünfte Kind, 1.524 von 7.753, schaffte nicht das Seepferdchen, und nur eine Minderheit von einem Drittel der Schulen erreichte das Bronze-Ziel. Die Kinder hätten aber noch in Klasse sechs die Chance, dies aufzuholen, hatte die Bildungsbehörde seinerzeit erklärt.

Für den aktuellen Jahrgang sechs scheint dies nicht gelungen zu sein, wie aus den neuen Zahlen hervorgeht. Demnach haben nur 78,6 Prozent das Jugendabzeichen erlangt. Das entspricht der Erfolgsquote des Vorjahres, als das Schwimmen noch von den Schulen verantwortet wurde. Ohnehin hat mit den 3.931 Kindern erst ein Drittel der jetzigen Sechstklässler den Schwimmunterricht absolviert.

Für Bildungsbehördensprecher Alexander Luckow ist es noch „kein Problem“, dass die Zielzahlen nicht erreicht wurden. „Das war auch nicht zu erwarten“, sagt er. Positiv sei die hohe Zahl der „Seepferdchen-Abzeichen“. Dies hatten in dem ersten Durchgang der sechsten Klasse mit 3.707 Kindern immerhin 94 Prozent erreicht. Luckow: „Unsere Praktiker sagen, dass es früher unterhalb dieser Grenze war.“ Dadurch sei für eine gute Grundlage gesorgt. Dies darf aber der DLRG nicht hören. „Ein Seepferdchen-Abzeichen schafft noch keine sicheren Schwimmer“, sagt deren Sprecher Martin Janssen. KAIJA KUTTER