Gaddafi-Familie angeblich noch in Tripolis

LIBYEN Berichte über Absetzbewegung aus dem inneren Kreis dementiert. Heftige Kämpfe gegen Berber in den Nafusa-Bergen. Regime-Anhänger demonstrieren in Tripolis. Nato von eigener Strategie überzeugt

TUNIS/TRIPOLIS rtr/dapd | Die Familie des Machthabers Muammar al-Gaddafi hält sich trotz der Nato-Bombenangriffe nach offizieller Darstellung noch immer in Libyen auf. „Warum sollten sie woanders sein“, sagte Regierungssprecher Chaled Kaim am Donnerstag in Tripolis. Nach Angaben aus tunesischen Sicherheitskreisen und von libyschen Oppositionellen halten sich Gaddafis Frau Safia und seine Tochter Aischa dagegen in Djerba auf, einer bei Touristen beliebten Insel im Mittelmeer. Der Sprecher dementierte zudem, dass sich der Chef des staatlichen Ölkonzerns NOC, Schokri Ghanem, abgesetzt habe. Sollte er außer Landes sein, werde er zurückkehren, sagte der Sprecher. Beweise für den Verbleib der drei Mitglieder des inneren Kreises um Gaddafi wurden aber nicht vorgebracht.

Gaddafi ist wegen der Nato-Angriffe und der monatelangen Kämpfe mit Rebellen in die Enge getrieben. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sagte am Donnerstag, militärischer und politischer Druck sowie die Unterstützung der Opposition würden zu einem Zusammenbruch des Machtapparats Gaddafis führen. Die Nato habe nicht die Absicht, ihre Strategie in Libyen zu ändern oder gar Bodentruppen zu entsenden. Über Absetzbewegungen von Angehörigen aus dem inneren Führungskreis lägen ihm keine Informationen vor, sagte Rasmussen.

Truppen des Regimes haben am Donnerstag den Druck auf die Rebellen in den Nafusa-Bergen südlich von Tripolis in Richtung Tunesien weiter aufrechterhalten. Nach Angaben von Rebellenkämpfern beschossen die Regierungstruppen ihre Stellungen östlich und südöstlich ihrer Hochburg Sintan mit Raketen. Trotzdem habe man den Angriffen standgehalten, sagte einer der Bewohner des Ortes per Telefon.

In Tripolis demonstrierten am frühen Morgen Hunderte Anhänger des Regimes für Gaddafi. Sie versammelten sich auf einem Platz in der Hauptstadt. Die vor allem aus Jugendlichen und Sicherheitskräften bestehende Menge schoss in den Himmel, zündete Feuerwerk und schwang grüne Flaggen, während sie mit ihren Autos hupend umherfuhren. Die Demonstranten erklärten, sie feierten Pro-Gaddafi-Demonstrationen in der Rebellenhochburg Bengasi. Obwohl es keine Belege für derartige Kundgebungen gibt, verbreitet das libysche Staatsfernsehen regelmäßig solche Meldungen.