: Auf Leute „mit großer Klappe“ reingefallen
Klinikchef Andreas Lindner war ein „richtiger Betrüger“ und der Staatsrat vertraute ihm: Ausschussbericht übergeben
Gestern hat die Vorsitzende des Klinik-Untersuchungsausschusses, Karoline Linnert (Grüne), der Bürgerschaft offiziell den Bericht vorgelegt. Und da gab es noch Neues über den Klinikchef Andreas Lindner, der „ein richtiger Betrüger“ gewesen sei, wie SPD-Ausschussvertreter Wolfgang Grotheer formulierte.
Lindner war schon zum Zeitpunkt seiner Einstellung in Bremen mit mehr als einer Million Euro bei den Firmen der Marseille-Gruppe verschuldet – das erklärt, warum er „so schnell an so viel Geld kommen musste“, meinte Grotheer. In einem „Zahlungsplan“ hat sich Lindner verpflichtet, pro Monat mehr als 30.000 Euro abzustottern – das konnte er nur durch den Griff in die Klinik-Kasse.
Und Holding-Chef Wolfgang Tissen ist tiefer verstrickt, davon ist der Ausschuss überzeugt, als er vorgibt: Tissen hat Lindner nach Bremen „geholt“ und kaum drei Wochen danach hat Lindner der Frau des Holding-Chefs – die Tissens waren in Geldnot – einen Beratervertrag über 7.000 Euro monatlich gewährt, für den Frau diese keinen Handschlag tun musste. Das war der Beginn der „Günstlingswirtschaft“, mit der Lindner laut Ausschussbericht insbesondere auch den Lungen-Chefarzt Dieter Ukena an sich band, um den zuständigen ärztlichen Direktor in der Klinikleitung in Bremen-Ost auszumanövrieren.
Der Ausschuss hat seinen Bericht fertig, was sind die Konsequenzen? Die Spitze des Gesundheitsressorts sei „auf Managertypen mit großer Klappe“ reingefallen, meinte Linnert, Staatsrat Arnold Knigge habe wesentlich „dazu beigetragen, dass Lindner jedem, der ihm entgegentreten wollte, sagen konnte, sein Handeln sei von oben gedeckt“. Offenbar gebe es eine politische Kultur, in der Leute aus der Privatwirtschaft und externe Gutachter per se als kompetent angesehen werden – langjährige Klinikchefs würden als „Verwaltungsbeamte“ disqualifiziert: „So geht man nicht mit den eigenen Leuten um.“ Für die kommunalen Kliniken werden nun seit einem Jahr neue Köpfe gesucht. Und eine neue Holding-Struktur, die Blockade und Stillstand nicht mehr Vorschub leistet. kawe