: Migranten gegen Medizinermangel
KRANKENHÄUSER Landesweit fehlen in den Kliniken rund 400 Fachärzte. Können Mediziner aus Osteuropa den Mangel beseitigen? Die niedersächsische Gesundheitsministerin bewertet den Zuzug positiv
HELGE ENGELKE, VERBANDSDIREKTOR
Die Zahl der ausländischen Ärzte hat sich in Niedersachsen in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Zurzeit arbeiten landesweit gut 3.500 nichtdeutsche Mediziner. Das sind rund 2.000 mehr als 2004. Der Anteil ausländischer Mediziner in der Ärztekammer hat sich in diesem Zeitraum von 4,7 auf 9,1 Prozent gesteigert. Viele Kliniken versuchen, mit Hilfe von professionellen Vermittlern Mediziner anzuwerben. „Es sind häufig Ärzte, die aus Osteuropa kommen“, sagte der Direktor der niedersächsischen Krankenhausgesellschaft, Helge Engelke.
In den kommenden Jahren droht insbesondere auf dem Land ein Medizinermangel. In den niedersächsischen Krankenhäusern fehlen schon jetzt 400 Fachärzte. Die Lücken könnten nicht allein mit Ausländern geschlossen werden, sagte der Verbandsdirektor. „Wir müssen mehr für den inländischen Nachwuchs tun.“ In Niedersachsen ist die Zahl der Medizinstudienplätze in den letzten Jahren deutlich abgebaut worden. „Der Einsatz gut ausgebildeter Ärzte aus dem Ausland ist eine Bereicherung für unser Gesundheitssystem und auch eine Antwort auf den drohenden Fachkräftemangel“, sagte Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD). Wichtig sei aber, dass die Deutschkenntnisse ausreichten für einen sachgerechten und verständnisvollen Umgang mit den Patienten.
Wer in Deutschland als Arzt tätig werden will, muss eine Deutschprüfung auf dem sogenannten B2-Niveau nachweisen. Zudem hat das Sozialministerium 2013 ein Kommunikationstraining für in Niedersachsen beschäftigte ausländische Klinikärzte gestartet. Es sei jedoch unsicher, ob diese Kurse im nächsten Jahr angeboten werden können, weil der Bund die entsprechenden Programme überarbeite, heißt es aus dem Ministerium.
Der Landesvorsitzende des Hartmannbundes, Bernd Lücke, kritisierte die Mediziner-Wanderung. „Wir ziehen aus armen Ländern im Osten hoch ausgebildete Ärzte ab und verschärfen dort den Medizinermangel“, er. (dpa)