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Archiv-Artikel

„Wir machen nur Sport“

KICKBOXEN Weltmeiser Max Baumert will den Kampfsport aus der Nische führen und rührt nun selbst die Werbetrommel. Henry Maske, sagt er der taz, habe das Boxen auf diese Weise auch populär gemacht

Max Baumert

■ 22, ist seit zwei Jahren K1-Profikämpfer – einer Variante des Kickboxens. Im vergangenen Jahr wurde er Weltmeister des WKU-Verbands und verteidigte den Titel zuletzt im Februar. Er kämpft für das Golden Glory Germany Gym in Berlin. Der 1,80 Meter große Athlet hat ein Kampfgewicht von 70 Kilogramm.

taz: Herr Baumert, Sie haben sich per Mail als Interviewpartner angeboten. Warum?

Max Baumert: Ich möchte bekannter werden und meinen Sport bekannter machen. In Deutschland ist das Kickboxen nach wie vor ein Randsport. Da will ich mal selbst etwas unternehmen.

Wie erklären Sie sich das Desinteresse?

Der Sport ist noch jung. Es braucht jemanden, der das Kickboxen nach oben bringt. Vielleicht kann ich das ja machen. So wie einst Henry Maske das Boxen in Deutschland populärer gemacht hat.

Worüber würden Sie gern sprechen?

Allgemein über das Faszinierende am Kickboxen und über mich als Person vielleicht.

Dann erzählen Sie doch mal!

Kickboxen ist spannender als Boxen. Wir kämpfen statt zwölf nur drei Runden und machen bei einer Veranstaltung mehrere Kämpfe. Und es ist noch richtiger Sport. Es werden keine Gegner ausgesucht. Es wird richtig gekämpft. Das ist auch das, was die Leute sagen, die es zum ersten Mal sehen. Es gibt mehr Action. Wir dürfen die Knie einsetzen, Kicks zum Kopf hin machen.

Aber das ist doch auch ein Problem. Manch einem geht das zu weit.

Wenn man den Sport nicht kennt, sieht das anfangs vielleicht ein bisschen brutal aus. Aber dieses Image will ich auch verändern.Wir machen nur Sport. Ich habe keine Wut oder Hass gegen meinen Gegner.

Gegen wen kämpfen Sie als Nächstes?

In Merseburg gegen den Deutschen Valdet Gashi am 4. Oktober. Da will ich zeigen, dass ich die Nummer eins in Deutschland bin. Das ist eine große Veranstaltung, die in viele Länder übertragen wird –leider nicht in Deutschland.

Anders als in anderen Sportarten haben es beim Kickboxen hierzulande Frauen wohl leichter, bekannt zu werden. Sorgt das für Missmut bei den Männern.

Schon auch. Andererseits sorgen sie ja auch für eine größere Popularität unseres Sports. Frau Theiss ist schon ein Sonderfall. Das hat mit ihrem Doktortitel und ihrem Aussehen zu tun.

Sie sind immerhin Weltmeister. Kann man davon leben?

Es geht, ist aber nicht einfach. Ich gebe täglich noch zwei Trainingsstunden.

Wie hoch ist denn der sportliche Wert Ihres Titels einzuschätzen. Es gibt ja wie im Boxen mehrere Verbände.

Ich bin WKU-Weltmeister. Das ist schon einer der größten Verbände, deren Kämpfe auch von Privatfernsehsendern übertragen werden. Der größte Verband ist die Glory World Series. Wer da ganz oben ist, ist auch der Beste weltweit. Das will ich schaffen.

Das klingt sehr ambitioniert. Noch stehen viele vor Ihnen.

Ich habe erst einen Kampf in der World Series gehabt und gewonnen und stehe damit auf Platz 19. Aber mit 22 Jahren bin ich noch jung. Ich habe eine lange Karriere als K1-Kämpfer vor mir.

Was unterscheidet denn den K1-Kampf vom klassischen Kickboxen?

Es ist eine Mischung aus Kick- und Thaiboxen. Wir dürfen die Knie einsetzen, und low kicks auf die Oberschenkel sind erlaubt.

Die etwas forschere Art also, mit der man nur schwer Imagepunkte gewinnen kann.

Unser Image ist nicht schlecht. Wir brauchen nur das Fernsehen.

Sind sie dort auch schon vorstellig geworden?

Noch nicht. Ich wollte erst mit den Zeitungen anfangen.

INTERVIEW: JOHANNES KOPP