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: Der Aufbaugegner aus Süddeutschland

Für Borussia Mönchengladbach kommt das Spiel gegen den FC Bayern leider zu spät. Aber Cottbus kann gegen Hoeneß und Rummenigge alles klarmachen

Fragt ein Abstiegskandidat den anderen: Hey, was ist denn euer Restprogramm? Und der andere rattert runter: Aachen, Bremen, Hertha. Sagt der Erste mit frischer Zuversicht: Oh Mann, das ist schwer. Wir haben wenigstens Bayern dabei.

Es mit Bayern zu tun zu bekommen, gemeinhin ein Schrecken, derzeit aber nur ein Schatten der Idee eines Schreckens, ist als Nächstem Mönchengladbach vergönnt. Für die aber kommt der Aufbaugegner wohl schlicht ein paar Spiele zu spät. Auch Cottbus darf noch mal ran, aber die werden kaum noch auf die Punkte aus dieser Partie angewiesen sein. Am letzten Spieltag jedoch muss Mainz in die rote Arena, was bedeuten könnte, dass der FC Bayern, wenn er schon sonst nichts hinbekommen hat in dieser Saison, ganz am Ende noch einem Verein tatkräftig beim Klassenerhalt hilft.

Man würde da vielleicht nicht gleich vom Sieg des Guten sprechen wollen, so wie vor 13 Jahren, als der SC Freiburg in Duisburg gewinnen durfte, um sich im letzten Spiel in der Liga zu halten. Zumal die Sache mit dem Guten, wie man derzeit beim Blick auf die fein zerstrittenen Gesellschaften im Breisgau annehmen muss, doch höchst relativ ist. Das Gutsein-Image von Fußballzwergen wird gelegentlich womöglich einfach übertrieben. Um dann noch übertriebener in Scherben geworfen zu werden. Solcherlei Absturz in Autodestruktion ist auch kein Spaß, bestimmt nicht.

Aber es ist nichts gegen die Titanenaufgabe, das Niveau zu halten, wenn man aufgrund von Erfolgen und Arroganz aller möglicher Leute Lieblingshassverein ist und eben nicht nur so ein liebenswerter, tapferer Fußballzwerg. Als Rekordmeister und so weiter hat man wirklich einen Ruf zu verlieren.

Nach leider nicht näher ausgeführten Recherchen des „ZDF-Sportstudios“ unter langjährigen Besuchern der Bayern-Spiele war die 1:2-Niederlage gegen den HSV der mieseste Auftritt einer Bayern-Elf seit 30 Jahren. Das ist mal ein historischer Zeitraum und also ein Niedergang von Belang. Dass wie in dieser Saison praktisch jedes dritte Spiel verloren geht, ist auch seit fußballerischen Ewigkeiten nicht mehr passiert. Allerdings hätten die Spieler sich noch mehr gehen lassen müssen, um auf 15 Saisonniederlagen wie zuletzt 1992 zu kommen.

Selbstverständlich sind sie dann 1993 fast und ein Jahr später tatsächlich Meister geworden. Wenn es also auch erstaunlich ist, wie überzeugend die Bayern derzeit den Part des Zwergen geben – es wird nicht von Dauer sein. Hoffentlich jedenfalls. Und an den Attributen liebenswert und tapfer werden sie sich doch wohl erst gar nicht versuchen. Das fehlte gerade noch. Kandidaten für die Rolle des kleinen Lieblings gibt’s wirklich immer genug. KATHRIN WEBER-KLÜVER