das thema der woche

Der Zauber von Oz

■ betr.: „Der Stadtgestalter“, taz.nord vom 27./28. 9. 14

„Braune Schergen“, „Saubernazis“, „Nazinorm“ … in der verdrehten Welt dieser Personen sind also alle Nazis, die ein Problem damit haben, dass Fahrzeuge, Bahnhöfe, Gebäude, Denkmäler, historische Fassaden et cetera mit buntem Dreck beschmiert werden und ein Problem mit Sachbeschädigung und Vandalismus haben. So leid einem der Tod eines Menschen tut, ich kann diese Glorifizierung durch die Presse (der gutbürgerliche Spiegel tut es ja auch) nicht nachvollziehen.   JOHNDOE, taz.de

■ betr.: „Der Stadtgestalter“, taz.nord vom 27./28. 9. 14

@John Doe: Alle Wände müssen grau sein und bleiben. Überall Graustufen, Beton und noch mal grau. Wer die Wände bunt bemalt, der wird kriminalisiert und verfolgt – ohne Ausnahme. Also wenn bei diesem Sauberkeitswahn kein Nazi-Vergleich angebracht ist, wo dann?   ASH, taz.de

■ betr.: „Der Stadtgestalter“, taz.nord vom 27./28. 9. 14

@Ash: Sorry, ich hatte meine Fassade einmal für teures Geld in einem warmen Gelbton gestrichen. Es tut mir ja wirklich leid, dass ich nicht den Geschmack der selbsternannten StadtgestalterInnen getroffen habe, die gerne morgens zwischen 3 und 5 Uhr auftauchen, wenn ihr Alk- oder Kiffpegel die Fahrtüchtigkeitsgrenze überschritten hat. Wenn mir mein vollgepisster Hauseingang mit Dönerresten verschönert wird und ich dafür nicht dankbar bin, muss ich mich wohl noch zur Entnazifizierung anmelden.  THOMAS ELIAS, taz.de

■ betr.: „Der Stadtgestalter“, taz.nord vom 27./28. 9. 14

Von den Saubernazis laufen hier viele frei herum – während sie dir acht Jahre Knast beschert haben, dich zusammenschlagen – das ist deutsche Hygienepolitik, Hass auf alles Nichtkonforme. Selbst ihre verfaulenden Leichen werden nie nach irgendetwas riechen. Auch für mich sind nicht alle Tags Verzierungen; aber freier Austausch darüber und offenes Tagging braucht Mitmenschen statt Spießer. Bunt auf Grau und Smilies gefallen mir. Auch der Guardian hat dir einen Artikel gewidmet. May deep peace enter your and our fleeting existence.  BUS NACH KATHMANDU, taz.de

■ betr.: „Der Stadtgestalter“, taz.nord vom 27./28. 9. 14

Graffiti ist für mich gelebte Rebellion. Kampf gegen das sterile Einheitsgrau, gegen das Establishment. Man kann über die Qualität seiner Tags streiten. Für mich gibt’s tausendmal bessere Sprüher, allerdings kann ich seine Ansichten ansatzweise nachvollziehen. Seine Graffitis werden hohe Kosten verursacht haben – aber längst nicht so hoch wie die Mehrkosten der Elbphilharmonie.  ALEXANDRA DIBELIUS, taz.de

■ betr.: „Der Stadtgestalter“, taz.nord vom 27./28. 9. 14

RIP OZ! You are the author of the largest art-in-public-space project EVER (and that ever will be) of the city of Hamburg, and you were an outlaw the whole time! You touched so many people untouched by the bourgeois cultural politics of this horribly hierarchical and ass-licking city. The repression against you was anti-cultural and insane (for want of a better word). Three cheers for you!!! I will sorely miss you. MICHEL CHEVALIER, taz.de

■ betr.: „Der Stadtgestalter“, taz.nord vom 27./28. 9. 14

Oz hat jedenfalls Haltung gezeigt, für „seine“ Ausdrucksform gekämpft. Oz hat in Hamburg Stadtgeschichte gesprayt und sich dabei immer auch dicht entlang der Mauer in den Köpfen der Hamburger bewegt. Insofern waren Hamburg und Oz auch ein ideales Team. Respekt und RIP. RAINER B., taz.de

■ betr.: „Der Stadtgestalter“, taz.nord vom 27./28. 9. 14

Offenbar teilen manche Walter F.s Ansichten vom „Schweinesystem“ und den Sauberkeitsfaschisten. Mir scheint, die Leute waren noch nie in Hamburg. In meiner Straße sind die Häuser weiß, gelb, blau, rot, kein einziges grau. Walter F. meinte, nur seine Meinung zähle. Er fand, dass an eine Wand ein Oz musste, also wurd’s gemacht. Hört auf, ihn mit Banksy zu verbinden, die haben nichts miteinander zu tun.  THOMAS FULLER, taz.de

Kontrovers diskutierten die UserInnen auf taz.de in dieser Woche das Vermächtnis von Walter F. alias Oz, der in der Vorwoche beim Sprayen von einer S-Bahn erfasst wurde und starb. Ein Held des Nonkonformismus ist er für die einen gewesen, ein Schmierfink und Vandale, der seine Meinung rücksichtslos über die der anderen gestellt hat, für die anderen. Einigkeit herrscht offenbar aber unter LeserInnen wie RedakteurInnen, dass Walter F. eine in irgendeiner Weise für die Stadt Hamburg und darüber hinaus bedeutende Persönlichkeit gewesen sein muss.