: Mladic nach 15 Jahren gefasst
VÖLKERMORD Über ein Jahrzehnt war er untergetaucht. Jetzt ist der als Kriegsverbrecher gesuchte ehemalige serbische General Ratko Mladic in Serbien festgenommen worden
BELGRAD rtr/afp/taz | Nach Jahren auf der Flucht ist der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic in Serbien gefasst worden. „Damit ist eine schwere Bürde von Serbien genommen“, sagte Staatspräsident Boris Tadic gestern in Belgrad und kündigte eine Auslieferung von Mladic an das UN-Jugoslawientribunal an.
Serbische Sicherheitskreise sagten, Sondereinheiten hätten am Donnerstag im Morgengrauen ein Haus im Dorf Lazarevo in der serbischen Vojvodina umstellt und Mladic dort festgesetzt. Das Haus gehöre einem Verwandten Mladic’ und habe seit zwei Wochen unter Beobachtung gestanden.
Der 69-jährige Ratko Mladic, Chef der bosnisch-serbischen Armee während der Jugoslawienkriege der 1990er Jahre, ist vom UN-Tribunal unter anderem wegen des Massakers im bosnischen Srebrenica 1995 angeklagt, dem rund 8.000 Menschen zum Opfer fielen. UN-Chefankläger Serge Brammertz sagte: „Die Ereignisse des heutigen Tages zeigen, dass Verantwortliche für schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht nicht länger auf Straflosigkeit zählen können.“ Er sprach den serbischen Behörden seinen Dank aus.
Nach serbischen Angaben könnte die Prozedur zur Auslieferung Mladic’ an Den Haag eine Woche dauern. Gestern Nachmittag sollte er zunächst in Belgrad einem Untersuchungsrichter vorgeführt werden, der die Vorwürfe gegen ihn verlesen wollte. Sollte der Richter die Überstellung nach Den Haag anordnen und sollte Mladic dagegen keine Rechtsmittel einlegen, könnte der 69-Jährige binnen Stunden in ein Flugzeug gesetzt werden. Dies galt aber als unwahrscheinlich. Den endgültigen Überstellungsbeschluss müsste Serbiens Justizminister unterschreiben.
Mladic’ Ergreifung gilt auch als Voraussetzung für einen Beitritt Serbiens zur EU. Diese begrüßte die Verhaftung. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle nannte Mladic’ Festnahme eine „sehr gute Nachricht für die Gerechtigkeit in Europa“.
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