raumverbot der fu
: Die Uni lebt von Kritik

Auch wenn sich die FU-Leitung ahnungslos gibt – außer ihrem Sprecher waren sich alle einig: Hinter der vermeintlichen Raum-Posse um das G-8-Forum sehen sie politische Motive. Allein diese Angst zeigt, wie es um das akademische Klima in Zeiten von Exzellenz und Elite bestellt ist.

KOMMENTAR VON MARTIN KAUL

Das von langer Hand geplante G-8-Forum des Otto-Suhr-Instituts ist kein revoluzzerhaftes Kasperletheater. Es befördert einen ernst zu nehmenden wissenschaftlichen Diskurs – organisiert von engagierten Studis, orientiert an den Fragen der Zeit, offen für die Gesellschaft. Und nicht zuletzt: getragen von einem Institutsratsbeschluss.

Auch wenn es die Organisatoren anders nennen: Gemeinhin heißt so was Konferenz. Das G-8-Bündnis aus Lehrenden und Lernenden hat sich zum Ziel gesetzt, das nahende Gipfeltreffen in Heiligendamm kritisch zu reflektieren. Allerdings sieht alles danach aus, als wäre gerade der kritische Ansatz ein Grund für die Provokation seitens der Uni.

Wenn es aber für die Vertreibung einer Konferenz aus der Uni ausreicht, dass sie von Studierenden organisiert ist und nicht der politischen Linie des Präsidiums entspricht, dann überschreitet dieses eine Grenze, die vielleicht Folge des neuen Elite-Wahns, aber mit keinem Exzellenzwettbewerb mehr zu rechtfertigen ist. Die allergische Reaktion der Veranstalter, zu denen selbst die Liberale Hochschulgruppe zählt, zeigt, worum es geht: um die Kernkompetenz des Universitären, um die akademische Freiheit.

Nach der vermeintlichen Posse um die Räume wäre das Präsidium gut beraten, sich schleunigst eindeutig zu verhalten: und zwar nicht nur aufgrund des berechtigten Interesses der Uni-Mitglieder, sondern auch vor einer sensiblen Öffentlichkeit.