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Archiv-Artikel

„Lady In Red“ torpediert USA-Iran-Dialog

Irak-Gipfel in Ägypten endet ohne Ergebnisse. Die geplante Annäherung der USA an Iran platzt schon beim Abendessen

SCHARM EL-SCHEICH taz ■ Eigentlich war auf der internationalen Irakkonferenz im ägyptischen Scharm El-Scheich das erste Außenministertreffen zwischen dem Iran und den USA seit einer Generation erwartet worden. Doch statt zu einer Zusammenkunft zwischen US-Außenministerin Condoleezza Rice und ihrem iranischen Amtskollegen Manutschehr Mottaki hinter verschlossenen Türen kam es zu einer iranischen Schelte der US-amerikanischen Irakpolitik in der Öffentlichkeit. In einer Rede sprach Mottaki von der „fehlerhaften Vorgehensweise der ausländischen Truppen“ im Irak, die der Grund dafür sei, dass der Terror anhalte und zunehme. „Die Vereinigten Staaten müssen die Verantwortung akzeptieren, die aus der Besetzung des Irak erwächst“, erklärte Mottaki und forderte einen klaren Zeitplan für den Abzug der ausländischen Truppen aus dem Irak. „Es gibt viele Zweifel aufgrund des geringen Vertrauensverhältnisses“, fasste der irakische Außenminister Hoschiyar Zebari zusammen.

Irgendwie wollte schon beim Abendessen am Tag zuvor keine gemütliche Atmosphäre aufkommen, obwohl der ägyptische Gastgeber Rice und Mottaki am Dinnertisch gegenüber platziert hatte. Als eine russische Geigerin in einem roten Kleid den Raum betrat, trat der Iraner die Flucht an. „Wir wissen nicht, vor wem er mehr Angst hatte, vor unserer Außenministerin oder vor der Dame im roten Kleid“, bemerkte anschließend der Sprecher des US-Außenministeriums, Sean McCormack.

Bereits beim Mittagessen am Donnerstag war einiges schiefgegangen. „Wir wollen eine warme Atmosphäre“, mahnte der ägyptische Außenminister, als sich Rice und Mottaki kurz zufällig trafen, und sagte: „In Russland essen sie Eiscreme, weil es wärmer als das Wetter ist“. „Tatsächlich“, antwortete Rice.

Mit syrisch-amerikanischen Kontakten wurde hingegen zumindest ein Anfang gemacht. Am Donnerstag kam Rice mit ihrem syrischen Amtskollegen Walid Muallem zu einem direkten halbstündigen Austausch am Rande der Konferenz zusammen. Es soll nach US-Angaben um irakische Sicherheitsfragen gegangen sein. Muallem bezeichnete den ersten amerikanisch-syrischen Kontakt seit zwei Jahren als „offen und konstruktiv“, was auf Diplomatisch heißt, dass man nicht nur Nettigkeiten ausgetauscht hat.

Interessant sind dabei auch die Ereignisse im Irak selbst. „Zufällig“ nahmen US-Militärs gestern im schiitischen Bagdader Stadtviertel Sadr City 16 Männer fest und entdeckten bei ihnen iranische Waffen, die gepanzerte Fahrzeuge durchschlagen können. Am Tag zuvor hatte ein Sprecher des US-Militärs in Bagdad die „neuen syrischen Bemühungen“ gelobt, das Einsickern ausländischer Kämpfer über die syrisch-irakische Grenze unter Kontrolle zu bekommen. Beobachter schließen, Washington versuche, Iran und Syrien auseinanderzudividieren.

Auch bei der Finanzhilfe für den Irak hat die Konferenz eher enttäuscht. Der große erwartete Schuldenerlass blieb aus. Der Gastgeber Ägypten hatte zwar angekündigt, 800 Millionen Dollar irakischer Schulden zu erlassen. Aber die anderen Gläubiger zeigten sich hart: Saudi-Arabien (17 Milliarden Dollar), Kuwait (15 Milliarden), Russland (13 Milliarden), China (8 Milliarden) und Bulgarien (4 Milliarden). Irakische Schulden gegenüber westlichen Gläubigern, auch Deutschland, sind hingegen bereits in Milliardenhöhe erlassen worden. Neue Hilfsgelder wurden ebenfalls versprochen: 400 Millionen Dollar aus Großbritannien, 280 Millionen von Südkorea, Australien, Dänemark und Spanien. Aber ob die jemals im Irak ankommen, ist fraglich. Bagdad wartet bis heute auf einen Großteil der 13,5 Milliarden Dollar, die bei der letzten Irak-Geberkonferenz in Madrid vor vier Jahren zugesagt worden waren.

KARIM EL-GAWHARY