: Der Nutztier-Kümmerer
Eigentlich wollte Gert Lindemann (CDU), ehemaliger niedersächsischer Landwirtschaftsminister, nur noch seinen Ruhestand genießen. Doch wenn offenkundig Nutztiere gequält, ihnen Schnabelspitzen abgeknipst oder Ringelschwänze kupiert werden, bedarf es eben eines Machers, damit dies aufhört.
Erst 2011 hatte Lindemann als erster Landwirtschaftsminister eines Bundeslandes einen Tierschutzplan für zwölf Tierarten erarbeiten lassen. 40 „kritische Maßnahmen“ waren darin aufgelistet, die beim Halten der Tiere üblich sind. Nun, als 67-jähriger Minister im Ruhestand, werden sein Engagement und Tatendrang erneut benötigt. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) stellte den „Kompetenzkreis Tierwohl“ zusammen, in dem Wissenschaftler, Praktiker und Vertreter der Kirchen unter der Leitung Lindemanns nach Lösungen bestimmter Tierschutzprobleme suchen.
Am vergangenen Montag tagte das Gremium zum ersten Mal. Schmidt sieht in dem Arbeitskreis vor allem einen Ideengeber bei der Umsetzung seiner Tierwohl-Initiative. „Politische Entscheidungen brauchen ein solides Fundament und eine breite Akzeptanz, um erfolgreich wirken zu können“, sagte er.
Ein solches Fundament besteht für Lindemann in der Wirtschaftlichkeit der Landwirte sowie der Beibehaltung von Tierprodukten aus dem Inland. Bei den Bauern genießt er deshalb hohes Ansehen.
Der Fraktion der Tierschützer dauert es allerdings viel zu lange, bis sie endlich eine deutliche Verbesserung bei der Haltung der Tiere sehen. Statt eines Expertenkreises fordern sie ein sofortiges Verbot von schmerzhaften Praktiken bei Nutztieren. Lindemann sieht das allerdings etwas kritischer. „Es wäre schön, wenn es so einfach wäre. Aber Studien zeigen, dass auch in Ställen mit viel Platz gepickt und gebissen wird.“ Somit könne man nicht einfach etwas verbieten, ohne gerade kleineren Betrieben einen Ausweg aufzuzeigen, die sich oft keine größeren Ställe leisten können. SHN