DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL : Sperr mal Twitter auf
NETZ Internationale Internet-Foren finden in Kasachstan, der Türkei und in Baku statt. Zufall?
Sozial. Offen. Vernetzt. Digitale Partnerschaften, offene Daten und noch offenere Regierungen – schon die Ankündigung zum eGovernment-Forum der UN, das derzeit zum dritten Mal stattfindet, liest sich wie ein fröhliches Buzzword-Bingo.
Wie häufig bei internationalen Konferenzen, bei denen über die Eingeweide der weltweiten Kommunikationsnetze und ihre Nutzung verhandelt wird, fällt es schwer zu erklären, worum es konkret geht. Und noch schwerer, nachher zu sagen, worauf man sich konkret geeinigt hat.
Und als wollte man sicherstellen, dass Presse und Öffentlichkeit keinen Blick auf die Veranstaltung werfen, hat man das „Global eGovernment Forum“ 2014 in Astana versteckt. Also in Kasachstan – Platz 161 von 180 auf dem Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen, seit 2011 mit einem Gesetz ausgestattet, dass Meinungstexte in Blogs und Chats unter besondere Kontrolle stellt.
Nicht das einzige Mal, dass internationale Internet-Konferenzen in Ländern stattfinden, deren Regierungen nicht gerade Fans freier digitaler Kommunikation sind: Das Internet Governance Forum, bei dem über die Verwaltung der Netze verhandelt wurde, fand im September in Istanbul statt – dort, wo mit Tayyip Erdogan ein Präsident regiert, der Twitterer verurteilt, YouTube sperren lässt und offen zugibt, „zunehmend gegen das Internet“ zu sein. Zwei Jahre zuvor war Baku der Ausrichter.
Baku, der Ausrichtungsort, über den sich empört wurde, als dort ein paar Schlager gesungen und europaweit im Fernsehen übertragen wurden: Darf man das, in einem so repressiven Land? Dito wenn in Katar Fußball oder in Sotschi Olympia ausgerichtet wird. Unterhaltung in Ländern ohne Presse- und digitale Informationsfreiheit geht gar nicht. Könnte ja jemand hinschauen. MLA