: Nebulöses Geflecht
WIKILEAKS Mailverkehr belegt Zusammenarbeit von Assange mit umstrittenem Journalisten
Einer von „tausenden Journalisten, mit denen wir zusammenarbeiten“ und deren „persönliche und politische Ansichten wir nicht bei allen kontrolliert haben“: So charakterisiert Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson jüngst die Zusammenarbeit zwischen Wikileaks und Israel Shamir. Dem russisch-israelischen Journalisten wird vorgeworfen, antisemitische Propaganda zu verbreiten.
Die Kooperation von Shamir mit Wikileaks ist enger und währt schon länger als bislang bekannt. Das zeigt der E-Mail-Verkehr zwischen Wikileaks-Kopf Assange und Shamir, den die antirassistische schwedische Zeitschrift Expo nun veröffentlicht. Danach kontaktierte Assange Shamir bereits 2008, um sich von ihm Tipps für Wikileaks-Mitarbeiter in Schweden zu holen. Aus einer weiteren Mail wird deutlich, dass Shamir noch im Juni 2010 eine wichtige Rolle für das schwedische Wikileaks-Netzwerk spielte. „Sag dem Team, dass sie bereit sein sollen“, schrieb Assange ihm damals.
Fraglich scheint, wie Assange Shamirs antisemitischer Hintergrund und dessen Unterstützung für die weißrussische Diktatur jahrelang hätten entgangen sein können. Eigentlich, so Expo-Reporter Jonathan Lehman, „sollte es eine Sensation sein, wenn ein Wikileaks-Kooperationspartner offener Unterstützer einer Diktatur ist“. Doch das Anerkennen von Problemen bei Wikileaks falle vielen schwer.
REINHARD WOLFF, STOCKHOLM