piwik no script img

Archiv-Artikel

„Es geht uns um Aufklärung“

SITZUNG Die Sozialdeputation diskutiert über den 2012 eingerichteten „Opferfonds Heimerziehung“

Heidemarie Rose

■ 62, ist Erziehungswissenschaftlerin und leitet die Abteilung für junge Menschen und Familie im Sozialressort.

taz: Frau Rose, Sie sind für die Auszahlung des Opferfonds für ehemalige Heimkinder in Bremen verantwortlich. Wie viele Anträge wurden bislang eingereicht?

Heidemarie Rose: Seit der Einrichtung des Fonds 2012 sind bei uns 186 Meldungen von Betroffenen eingegangen, von denen 30 aus Bremerhaven stammten. In 128 Fällen wurden anschließend Vereinbarungen für Entschädigungen getroffen.

Wie kam es zur Einrichtung des Opferfonds?

2007 reichten ehemalige Heimkinder eine Sammelpetition beim Bundestag ein und forderten Entschädigung. Dieser leitete daraufhin den „Runden Tisch Heimerziehung“ in die Wege, an dem sich Betroffene, Kirchen und Länder beteiligten.

Was wurde in diesem Rahmen festgelegt?

Es ging uns zunächst um Aufklärung. Was heißt denn „Wiedergutmachung“, welches Unrecht ist passiert? Das alles musste genau definiert werden. Es wurde dann beschlossen, dass bis 2012 in jedem Bundesland Anlauf- und Beratungsstellen für ehemalige Heimkinder, deren Vergangenheit von traumatisierenden Lebens- und Erziehungsverhältnissen geprägt war, zur Verfügung stehen sollen. Außerdem wurde der „Opferfonds Heimerziehung“ eingerichtet und von Ländern,Bund und Kirchen mit insgesamt 120 Millionen Euro ausgestattet.

Welche Leistungen können seither beantragt werden?

Einmal materielle Leistungen mit einem Wert von bis zu 10.000 Euro. Die können je nach individueller Lebenslage ganz unterschiedlich ausfallen. Und dann die Rentenersatzleistungen: In den Heimen musste oftmals als Erziehungsmaßnahme mit fester Stundenzahl gearbeitet werden, ohne dass Sozialversicherungsbeiträge gezahlt wurden. In solchen Fällen können heute Rentenersatzleistungen gezahlt werden.

Warum ist der Opferfonds heute Thema der Deputationstagung?

Es kam aktuell zu Komplikationen, weil sich anfangs nicht einschätzen ließ, ob die Summe von 120 Millionen für alle Anträge ausreichen würde. Tatsächlich wurde das Budget knapp, wird nun aber durch Nachzahlungen von Bund, Länder und Kirchen wieder aufgefüllt. Bis zum Ende dieses Jahres können nun noch Anträge auf Entschädigung gestellt werden, in Bremen im Amt für Versorgung und Integration.INTERVIEW: CLARA ZINK

Öffentliche Sitzung der Sozialdeputation: 14.30 Uhr, Gustav-Heinemann-Bürgerhaus Vegesack