: Blockadestrategie ist gescheitert
Nach heftiger Kritik stellt die Freie Universität Berlin nun doch einige Räume für eine studentische G-8-Veranstaltungswoche bereit. Veranstalter sprechen von „Einlenken“. Programm begann gestern
VON MARTIN KAUL
Das Präsidium der Freien Universität (FU) stellt nun doch Räume für eine studentische Veranstaltungswoche zum G-8-Gipfel zur Verfügung. Damit reagiert die Uni auf die harsche öffentliche Kritik Ende vergangener Woche. Am Donnerstag hatte sie auf den letzten Drücker den Organisatoren des G-8-Forums verboten, Räume außerhalb des politikwissenschaftlichen Otto-Suhr-Instituts (OSI) zu nutzen. Damit war rund ein Fünftel des Programms gefährdet, darunter Diskussionen mit prominenter Besetzung (taz berichtete).
Die Initiative für das einwöchige Forum, das gestern begann, war von Studierenden des OSI ausgegangen. Später hatten sich auch DozentInnen beteiligt. Veranstalter und Institutsleitung hatten in dem Verbot einen „Akt politischer Willkür“ gesehen.
Nun gibt es ein – wenn auch eingeschränktes – Entgegenkommen seitens der Uni. Zumindest zwei zentrale Veranstaltungen – mit dem Linkspartei-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag Oskar Lafontaine und der Grünen-Parteichefin Claudia Roth – dürfen doch in zentralen Uni-Gebäuden stattfinden. Nach der erhitzten Auseinandersetzung Ende vergangener Woche sieht das Organisationsbündnis im Verhalten des Präsidium ein „Einlenken“, wie es gestern in einer Pressemitteilung hieß. Kathrin Hagemann, Politikstudentin und Mitglied des Organisationsbündnisses, sagte: „Der öffentliche Druck hat offensichtlich Wirkung gezeigt und das Präsidium zum Einlenken gezwungen.“ Dennoch: Dass das komplette Konferenzprogramm nun realisiert werden kann, geht weniger auf das „Einlenken“ des Präsidiums zurück, als vielmehr auf die Reaktionsfähigkeit des Organisationsbündnis und der Fachbereichsverwaltung.
Nach der erfolgreichen Reorganisation konnte das G-8-Forum gestern pünktlich starten. Die universitäre Themenwoche ist öffentlich und soll einen Monat vor dem G-8-Gipfeltreffen in Heiligendamm eine kontroverse wissenschaftliche und politische Auseinandersetzung mit dem Gipfel sowie Globalisierungsproblematiken eröffnen. Höhepunkte des Programms sind die heutige Diskussion mit Oskar Lafontaine und dem Wissenschaftler Alex Demirovic sowie die morgige Podiumsdiskussion unter anderem mit Claudia Roth und Sven Giegold von Attac. Neben diesen Veranstaltungen sind mehr als 60 weitere Programmpunkte vorgesehen. Eingeladen sind nicht nur Politiker und Wissenschaftlerinnen, sondern auch zahlreiche Vertreter von Verbänden, NGO und Unternehmen. Neben der Flüchtlingsinitiative Brandenburg, Greenpeace und Weed wollen auch Vertreter von Vattenfall Europe und des Verbands Chemischer Industrie kommen.