Der Groebel-Effekt

TAGUNG Medienforscher greinen über Nicht-Beachtung – dabei sind sie das Kommunikationsproblem

Die wichtigste Erkenntnis lautet: Es gibt sie noch, eine solide deutsche Kommunikationswissenschaft. Sie findet bis auf weiteres allerdings überwiegend in Österreich statt. Und untersucht endlich mal die Beziehung zwischen der Medienpraxis und denen, die darüber forschen – und denen, die dazwischen stehen. Unseren Lieblingsmedienexperten Jo Groebel zum Beispiel.

Nicht, dass er selbst anwesend wäre, hier, bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationsforschung (DGPuK). Doch im Geiste ist er stets dabei – und sei es beim Vortrag „Der Jo-Groebel-Effekt – oder: Mediale Präsenz der Kommunikationswissenschaft“.

Allein – so gut wie Jo Groebel bekommt das keiner hin mit der medialen Präsenz, und damit hadert man: Fast nirgendwo käme man vor, greint das Fachpublikum. Was angesichts ihrer abschreckend länglichen Studientitel nicht unverständlich ist.

Es wäre hübsch, wenn Medientheorie und journalistische Praxis sich mehr zu sagen hätten. Aber dummwerweise hat ausgerechnet die Kommunikationswissenschaft ein fettes Kommunikationsproblem. Miriam Meckel, die glücklicherweise Sprechen gelernt hat, bevor sie Wissenschaftlerin wurde, redete höflich von einem „zurückhaltenden Fach“. Und den armen Jo Groebel nimmt schon länger keiner mehr richtig ernst – weder in Theorie noch Praxis.

Doch was ist von Analysen zu halten, die untersuchen, wie oft Kommunikationswissenschaft in Blättern wie dem Standard, der NZZ und der Süddeutschen vorkommt? Die zwar konzediert, dass sich die meisten Texte in der SZ fänden, sie dann aber wegen Kritik an der Medienwissenschaft nur auf Platz drei rankt? Um fair zu sein: Dass auch bei Wissenschaftlern die alte Journalistenweisheit „Wenn ich eins nicht abkann, ist das Kritik“ gilt, hat auch was Beruhigendes. STG