: Der einzigartige Sound der taz
TAZ.MIXTAPE Man braucht ein unabhängiges Webradio, eine Radiolegende, eine außergewöhnliche Musikredaktion und fertig ist die Radioshow der taz – fast
■ Die taz im Webradio: immer Freitag um 17 Uhr auf ByteFM; www.byte.fm
■ Das taz.mixtape ist eine Gemeinschaftsproduktion der taz mit dem Hamburger Webradio ByteFM.
■ ByteFM ist werbefrei und wird nur durch Mitgliedsbeiträge der HörerInnen finanziert.
VON DORIS AKRAP
Es gibt einen Mitarbeiter der taz, der seit Jahren davon erzählt, dass er gerne ein „taz-Radio“ hätte. Es ist Christian Specht, unter anderem als zeichnender Kolumnist für das Ressort taz 2 tätig. Als die taz plante, mit dem Autor und Radio-DJ Klaus Walter und dem Hamburger Internetradio ByteFM eine wöchentliche Radiosendung zu machen, war Christian Specht skeptisch. Es war nicht das Radio, wie er es sich vorgestellt hatte. Er hätte er gern ein Lokalradio aus Kreuzberg, in dem ausschließlich über politische Stadtteilbewegungen geredet und Volksmusik gespielt wird, das er auf seinem alten Radiogerät empfangen könnte. Für das Internetradio brauche er ja nunmal Internet, das habe er nicht.
Nun, nach über einem halben Jahr taz.mixtape ist Christian Specht zufrieden. Er hat sich die Magazinsendung, in der die taz-Texte zu Pop und Musikkultur aus der zurückliegenden Woche jeweils am Freitagvorgestellt, von den Autoren vorgelesen, diskutiert und mit entsprechender Musik hörbar gemacht werden, ein paar Mal angehört und fand es „okay“. Wer es nicht weiß: Christian Specht ist amtlich anerkannter Analphabet und Politaktivist.
Aber auch taz-Redakteure mit Internetanschluss brauchten eine Weile, bis sie die Sendung zum ersten Mal hörten, denn man muss halt Freitags um 17 Uhr im Internet sein. Wer das nicht ist, kann ganz einfach Mitglied des Vereins „Freunde von ByteFM“ werden. Für gerade mal 50 Euro Jahresbeitrag unterstützt man damit dieses vollständig werbefreie Radio und kann alle seine Sendungen jederzeit im Archiv nachhören. Wer die Sendung taz.mixtape bis jetzt hörte, war begeistert – selbst Redakteure, die ähnlich wie Christian Specht, nicht allzugroße Freunde der Popmusik sind. Rückmeldungen, die wir von Hörern der Sendung erhielten, waren überwältigend gut. „Weiter so“. „Endlich!“ „Ihr habt euch den besten Moderator geangelt, den man im deutschen Radio kriegen kann.“
Der Moderator ist Klaus Walter. Aber er ist eigentlich mehr als der Moderator. Aus dem, was ihm die taz jede Woche anbietet, komponiert er eine für alle immer wieder überraschende Hörstunde, nach der man, selbst wenn man alle Texte vorher gelesen hat, nochmal ganz anders über das Gelesene nachdenkt.
Wir Zeitungsmacher jedenfalls sind sehr zufrieden. Und der Gründer und Geschäftsführer von ByteFM, Ruben Jonas Schnell, ist es auch: „Wir sind sehr glücklich über die Zusammenarbeit und finden immer mehr, dass die taz und ByteFM vom Spirit aber auch in Bezug auf die Inhalte perfekt zusammenpassen. Zumal einige KollegInnen von ByteFM auch für die taz schreiben und es viele andere Berührungspunkte gibt.“
Das freut uns. Und was sagt Klaus Walter, der Experte, der seit über 30 Jahren Popmusiksendungen im Radio macht? „Nach einem halben Jahr taz.mixtape bin ich zufrieden und unzufrieden“, konstatiert er. „Sehr zufrieden mit dem Einsatz des Musikredakteurs Julian Weber und den taz-AutorInnen, die alle unbezahlt mitarbeiten, ihre Texte sprechen und dafür quer durch die Stadt ins Berliner Studio kommen oder ihre Beiträge per Home-Recording produzieren.“ Und genau hier sieht Klaus Walter Verbesserungsbedarf: „Unzufrieden bin ich über die Low-Budget-Produktion. Mit den schlechten Aufnahmemöglichkeiten der Autoren können wir leider nicht das Beste aus den guten Texten rausholen. Trotzdem funktioniert die spezielle Idee des taz.mixtape schon ganz gut. Es sollte ja darum gehen, die Popthemen der taz in einem Magazin abzubilden und die Qualitäten des Musikteils zu betonen. Der ist meiner Ansicht nach der beste unter den deutschsprachigen Tageszeitungen, weil er sich eine Vielfalt an Themen leistet, die man weder in der SZ noch in der FAZ oder sonst wo findet. Und weil er – ähnlich wie das Filmressort der taz – auch nicht vor spezielleren Diskursen zurückschreckt. Diese Qualitäten kommen im taz.mixtape ganz gut zur Geltung, auch wenn schon mal ungeübte SprecherInnen Texte vortragen, die nicht per se fürs Radio geschrieben wurden. Andererseits habe ich viele Rückmeldungen bekommen, denen das Patchwork der Stimmen und Themen gefällt. Und viele Leute, die die taz nicht regelmäßig lesen, sind erstaunt über das breite Spektrum der Popthemen in der taz.“
Das Berliner Studio von ByteFM gibt es erst seit 2013. Ohne dieses wäre das taz.mixtape wohl kaum möglich. Denn die Autoren nutzen das Studio auch zum Einlesen ihrer Texte. Oliver Stangl, der das Studio leitet und selbst Sendungen bei ByteFM moderiert, und seine Kollegin Diviam Hoffmann machen mit den Autoren Termine aus und haben eine Engelsgeduld mit den Laiensprechern. Oft müssen Passagen zig Mal gelesen werden. Die beiden geben wertvolle Tipps und hin und wieder sogar eine Empfehlung, welche Wörter man beim Lesen besser weglässt, damit das Ganze einen Flow bekommt. Die taz hofft weiter auf eine gute Zusammenarbeit mit Byte FM und hofft, dass auch die taz-Hörer mehr werden.
■ Doris Akrap, 40, ist Redakteurin der taz.am Wochenende.