„Als Anfang taugt die Nische“

Kochen als soziale Skulptur und städtische Praxis

■ 43, betreibt neben dem Gemeinschaftsprojet des Gartenstudios den Veranstaltungs- und Kunstort „Entwurf Direkt“ in der Eulerstr. 81.

taz: Herr Schumann, was ist ein Küchenwagentischmobil?

Per Schumann: Wir haben uns in Istanbul inspirieren lassen von mobilen Gefährten: Marktständen, Abriss- und Transportfirmen. Mit unserem Wagen kochen wir, man setzt sich, isst, kommt zusammen.

Wieso Istanbul?

Das war Teil des Kunstaustauschs „Floating Volume“ zwischen Istanbul und Hamburg. Wir konnten kaum Türkisch sprechen, aber mit dem Wagen haben sich viele Begegnungen ergeben.

Wie sahen die aus?

Wir sind etwa auf eine zentrale Brücke gefahren, wo Unmengen von Anglern stehen, und haben denen dort angeboten, ihren Fisch umsonst zu braten.

Welche Idee steht dahinter?

Es gibt ja dieses kapitalistische Getriebe mit all seinen Zwängen, die Problematik, Räume mieten zu müssen … Gerade in dieser Stadtlandschaft, wo alles sehr dicht mit anderen Konzepten zugepflastert ist, empfinden wir es als Herausforderung, Nischen zu entdecken.

Gibt es die Gefahr, mit der Kultivierung der Nische zugleich das Zugepflasterte annehmbar zu machen?

Ein schwieriges Thema. Aber ich denke, als Anfang taugt die Nische schon. Man kann sich beteiligen, mitmischen und nach und nach mehr draus machen.

Sind Ihre Aktionen Kunst?

Naja, das ist so ein Randbereich. Ich habe jedenfalls Freie Kunst studiert, und bin auch von diesen Pionieren wie Joseph Beuys schon als junger Mann beeindruckt gewesen. Die soziale Plastik, was Beuys so in den 70er Jahren machte: Da gibt es eine Verbindung zu unserem Tun heute.INTERVIEW: MAP

Das Gartenstudio (Per Schumann, Malte Zacharias): 19 Uhr, Galerie Kunst-Nah, Große Bergstraße 160, 1. Stock www.floatingvolumes.frise.de