Salafisten auf der Schulbank

NACHWUCHS Die Salafisten-Szene wächst, neue Anhänger finden sie vor allem unter jungen Leuten. Wie können Lehrer ihre Schüler schützen?

„Ich sehe eine Radikalisierung im gesamten Wohngebiet“

Grundschul-Rektor Friedrich Marotzke

Muslimische Schüler wollen plötzlich während des Unterrichts beten. Sie gehen nicht mit auf Klassenfahrten oder zum Schwimmen. Sie hüllen sich in lange Kleider und binden ihr Kopftuch strenger. Und dann erzählen sie von Verwandten, die als Kämpfer nach Syrien reisen.

Viele Lehrer sind verunsichert, wenn Schüler plötzlich Sympathien für radikal-islamische Ideen zeigen. Wann droht ein Jugendlicher in Salafistenkreise abzugleiten? Wie können Pädagogen das verhindern? Auf einer Fortbildung in Bremen suchten sie nach Antworten.

Diese zu finden, ist nicht einfach: Wer Salafist ist und wer nicht, lässt sich auf den ersten Blick nicht erkennen. „Ich warne davor, anhand von Kleidung vorschnelle Schlüsse zu ziehen“, sagt der Islamwissenschaftler Hazim Fouad, der für den Bremer Verfassungsschutz arbeitet.

Viele junge Salafisten ziehen statt traditioneller Kleidung Militärhosen an und setzen Baseballkappen auf. Dass Salafisten auf dem Schulhof Koranausgaben oder Broschüren verteilen, kommt nur vereinzelt vor.

„Ich sehe eine Radikalisierung im gesamten Wohngebiet“, sagt Friedrich Marotzke, Leiter einer Grundschule im Bremer Norden. Hinter den Kulissen gebe es Spannungen zwischen Kurden und Muslimen, die die Kinder verinnerlichten. „Es kommen teilweise sehr unbedachte Äußerungen von Schülern, die sie Zuhause aufschnappen.“

Ähnlich geht es einer Lehrerin von einem Schulzentrum in der Neustadt, die ihren Namen lieber nicht nennen möchte. Zwei ihrer Schülerinnen in der Oberstufe haben Verwandte, die als Dschihadisten nach Syrien gegangen sind. Auch von Rekrutierungsversuchen haben ihre Schüler berichtet. „Wie kann man auf die Gefahren des Islamismus aufmerksam machen, ohne selbst zum Feindbild zu werden?“, fragt sie sich. Dass das eine Gratwanderung ist, bestätigt auch Taubert. Ein Hauptargument vieler islamistischer Prediger sei, dass Muslime in der westlichen Gesellschaft diskriminiert werden. IRENA GÜTTEL (dpa)