: Der Fundi-Richter
Der Landgerichtspräsident meint, die Äußerungen seines Kollegen seien vielleicht „nicht so glücklich“ gewesen. Aber der Bückeburger Richter Peter Rohde habe doch nur seine „Privatmeinung“ geäußert, sagte Friedrich von Oertzen zur Schaumburger Zeitung.
Ob Rohde nicht doch private Meinung und Amtsausübung vermischt hat, bezweifeln viele nach dem Auftritt des 45-Jährigen beim Arbeitskreis Christlicher Publizisten im Geistlichen Rüstzentrum nahe dem niedersächsischen Walsrode. Bei dem Treffen unter dem Motto „Christen wider den Zeitgeist“ hatten auch Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) und der Urenkel des letzten deutschen Kaisers, Philip Prinz von Preußen, gesprochen. Rohde forderte vor 140 Zuhörern, Ehebruch wieder unter Strafe zu stellen, damit es in Deutschland wieder wirtschaftlich aufwärts gehe. Fremdgehen sei eine der Hauptursachen für Scheidungen, sagte der bekennende Baptist Rohde.
Scheidungen seien für die betroffenen Familien eine Katastrophe und führten oft in den wirtschaftlichen Ruin, erklärte das einstige Mitglied der Partei Bibeltreuer Christen. Wenn ein Betrieb betroffen sei, gehe er durch die Trennung der Eheleute nicht selten in Konkurs. Seine Forderung: Scheidungen müssten erschwert werden, Heiratswillige müssten sich vor dem Ja-Wort Ehevorbereitungsseminaren unterziehen. Und Frauen sollten sich in den ersten zwölf Lebensjahren ihres Kindes um Heim und Herd kümmern, anstatt arbeiten zu gehen.
In seiner 15-jährigen Amtszeit als Richter war ihm bei der Lektüre der Lebensläufe von Straftätern aufgefallen, dass „in allen Fällen“ die Eltern entweder geschieden seien oder von einem alleinerziehenden Elternteil großgezogen worden seien. Er äußere sich als Privatperson, „mit dem Hintergrund meiner beruflichen Erfahrung“, betonte der Familienvater im Gespräch mit der Lokalpresse.
Ob die gnadenlosen Ansichten des bibeltreuen Richters keine Auswirkungen auf seine Urteile haben, fragt sich die Politik. Richterschelte liege ihm fern, sagt der örtliche Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy (SPD). Dennoch müsse von einem Richter erwartet werden, dass er sich mit politischen Stellungnahmen zurückhält. Vor allem, wenn man wie Rohde sein „aus dem 19. Jahrhundert stammendes Familienverständnis öffentlich propagiert“, sagte Edathy.
Geradezu „abseitig“ findet Ursula Helmhold die Äußerungen des Fundi-Richters. Selbst wenn es nur um Privatmeinungen gehe, kann sich die Grünen-Landtagsabgeordnete kaum vorstellen, dass Rohdes öffentlich geäußerten Thesen zum „Vertrauen in die Rechtspflege“ beitrügen. Mit Sorge beobachtet sie auch Rohdes aktive Rolle in einer Bückeburger Schule: „Es ist zu befürchten, dass die Kinder dort mit dem verirrten Gedankengut des Herrn Rohde indoktriniert werden.“ In einer parlamentarischen Anfrage verlangt Helmhold nun Auskunft darüber, wie die Landesregierung sicherstellt, dass an der privaten christlichen Schule die Forderung des Grundgesetzes zur Gleichstellung von Männern und Frauen erfüllt werde. „Es ist gedanklich nur ein kleiner Schritt von der Forderung, Ehebruch zu bestrafen bis zur Steinigung von Ehebrecherinnen“, sagt Helmhold. KAI SCHÖNEBERG