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IM KAMPF GEGEN EINE MOSCHEE DRIFTET RALPH GIORDANO NACH RECHTSDumme Pauschalisierungen

Dass Franz Schönhuber das nicht mehr erleben durfte. Zeit seines Lebens hatte der vor zwei Jahren verstorbene Gründer der fremdenfeindlichen „Republikaner“ vor den Türken und deren Religion gewarnt. Doch weil er nicht als rechtsextrem abgestempelt werden wollte, formulierte er seine Kritik meist überaus vorsichtig. Er hätte sich sicher gewundert, auf diesem Feld eines Tages ausgerechnet von Ralph Giordano rechts überholt zu werden.

Kategorisch hat sich der Schriftsteller, der einst von den Nazis verfolgt wurde, jetzt gegen eine geplante Großmoschee in Köln ausgesprochen. Zur Begründung erklärte er, die Integration der Muslime in Deutschland sei gescheitert. Der Beweis? Burkas und „Ehrenmorde“, führt Giordano an. Nun kann man dem Ditib-Verband, der als Bauherr hinter der geplanten Kölner Moschee steht, sicher das eine oder andere vorwerfen. Ganz sicher aber kann man ihn nicht, wie Ralph Giordano das macht, für allen möglichen Unbill in der muslimischen Welt, von Burkas bis hin zu Ehrenmorden, verantwortlich machen.

Mit seinen dummen Pauschalisierungen redet sich Ralph Giordano um Kopf und Kragen. Seine Argumentation ist darüber hinaus völlig absurd: Einerseits findet er, Muslime sollten sich weiterhin mit jenen Fabriketagen begnügen, die sie bislang schon für ihren Gottesdienst nutzen. Andererseits beklagt er „Parallelgesellschaften“. Wie also stellt er sich Integration vor? Natürlich darf er von Muslimen Gesetzestreue und Transparenz erwarten. Aber ist eine große, sichtbare und jedermann zugängliche Moschee dafür nicht der beste Garant?

Zur Erinnerung: In Deutschland herrscht Religionsfreiheit. Muslime dürfen hierzulande eine Moschee bauen, wo immer sie wollen, solange sie dabei nicht gegen geltendes (Bau-)Recht verstoßen. Ralph Giordano fordert hingegen nichts anderes als die offene Diskriminierung von gläubigen Muslimen: Sie sollen nur dann eine Moschee bauen dürfen, wenn sich eine Mehrheit der Bevölkerung per Volksabstimmung damit einverstanden erklärt. Mit dem Grundgesetz ist eine solche Geisteshaltung nur schwer zu vereinbaren. DANIEL BAX

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