NACHTKRITIK : In den Schlaf mit Jens Friebe
Die Raucher tun einem etwas leid im Berliner Bi Nuu, wie sie da dicht gedrängt im Dunst in ihrer Black Box stehen, im Hinterzimmer neben den Klos eingesperrt. Da steht man lieber eine Etage tiefer, blickt auf den Dunst der Bühne des Kreuzberger Clubs, wo blaue und rote Strahlen sich durch Nebel kämpfen. Wo Jens Friebe steht, Lieder vortragend. Denn was haben wir sonst außer Liedern.
Hitautomat Friebe hat sich live mit dem fabelhaften Musiker Chris Imler verstärkt, der an seinem Schlagzeug klongt, klackert, klimpert. Die Synthesizer bedient an diesem Kreuzberger Donnerstagabend Andi Hudl. Mittig auf der Bühne steht der seitengescheitelte Jens Friebe, zumeist eine Guitarre der Marke Fender Telecaster umgehängt, ein Keyboard in Hosenbundhöhe vor ihm.
Mit den ersten Beats und dem einsetzenden klaren, sanften Gesang Friebes stellt sich ein gutes Gefühl im Saal ein. Friebe spielt fast alle Songs vom neuen Album „Nackte Angst Zieh Dich An Wir Gehen Aus“. Daneben streut er alte Hits wie „Frau Baron“ und „Cast a Shadow“ ein.
Und als Friebe für das „Schlaflied“ um Ruhe bittet, bekommt er sie. Der Song ist große Poesie, hat Witz und verhindert zugleich jegliche Schunkelstimmung. „Mit allen, die man nicht vergessen kann / und allen, mit denen man nicht schlafen darf / schläft man im Schlaf“, singt er.
Da kommt der große Chansonnier durch. „Und alles, was verloren war, ist hier / Und alles, was kaputt war, funktioniert / Und alles, was uns irgendwann zerbrach / Wird heil im Schlaf.“ In diesen fällt man ein paar Stunden später doch um einiges leichter als gedacht. JENS UTHOFF