: Mit Fox an der Front
Mit „Over There“ zeigt Premiere ab heute eine viel gelobte, wenn auch veraltete US-Serie über den Irakkrieg
„Over There – Kommando Irak“, die US-Serie zum Krieg, kommt mit einiger Verspätung nun auch nach Deutschland. Im Rahmen eines zweiteiligen Specials zum Thema „Bestie Krieg“, startet die 13-teilige Hollywood-Produktion aus dem Jahr 2005 heute Abend auf dem Bezahlsender Premiere.
„Over There“, ein von Premiere kofinanziertes Projekt, hat den Anspruch, zu zeigen, wie es wirklich sei im Krieg. Aus der Sicht einer Einheit der 3. US-Infanteriedivision wird ihr Einsatz im Irak erzählt. Neben dem Plot an der Front (gedreht in der kalifornischen Wüste) gibt es noch einige Nebenhandlungen in der Heimat. Die sollen verdeutlichen, wie eng das Schicksal der Soldaten im Krieg verwoben ist mit dem ihrer Angehörigen in der Heimat. Die Serie ist die Erfindung von Regisseur Steven Bochco, dem Schöpfer der hyperrealistischen Krimiserie „NYPD Blue“. In der hat Bochco die Mitglieder einer New Yorker Mordkommission weder verherrlicht noch herabgesetzt. Diesem Prinzip treu bleibend, wollte Bochco auch in „Over There“ das tägliche Geschäft des Krieges zeigen.
Neuartig an der auf dem US-Sender FX bereits im Jahr 2005 ausgestrahlten Serie war, dass sie auch die Perspektive der irakischen Zivilbevölkerung zum Ausdruck zu bringen versuchte. Was erstaunlich war angesichts dessen, dass FX zum Sender-Konzern Fox gehört, der sich politisch eindeutig auf die Seite der Bush-Regierung gestellt hat. FX warb damals mit dem Zitat „die umstrittenste Serie“. Tatsächlich erregte „Over There“ die Aufmerksamkeit vieler US-Zuschauer, zeigte es doch den Krieg im Irak in einem kritischeren Licht als die üblichen US-Fernsehnachrichten. Das hat sich längst geändert. Hauptkritikpunkte blieben die expliziten Gewaltszenen sowie eben die relative Unparteilichkeit des Plots. Trotz vieler positiver Kritiken gab es aufgrund sinkender Quoten keine zweite Staffel.
2004, als die Serie gedreht wurde, war die Lage im Irak noch wesentlich übersichtlicher. Längst „gewinnt“ dort nicht mehr die US-Armee, sondern es tobt ein Bürgerkrieg, in dem die US-Soldaten nur noch die Gejagten sind. Um das etwas überholte Serienszenario heute Abend für Premiere aufzufrischen, reiste Moderatorin Tamara Sedmak für die Spezialsendung ins kalifornische San Diego, wo die US-Armee auf einem Trainingsgelände Kriegsszenarien realistisch nachspielt. Sie interviewte Offiziere und den Traumatologen Dr. Markos Maragkos über die Folgen eines Einsatzes an der Front. Zu Wort kommt auch einer, den es persönlich getroffen hat – Clint Mabry, der in „Over There“ einen der Hauptdarsteller gedoubelt hatte. Seitdem er bei einem Unfall ein Bein verloren hat, gibt er Interviews zu seinen Erfahrungen beim Film.
Adrienne Woltersdorf