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: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Henry V“ (OF), 16. 3. im Arsenal 1; „The River“ (OF), 19. 3. im Arsenal 1; 21. 3. im Arsenal 2

Ob „Happy Feet“ wirklich der beste Animationsfilm des vergangenen Jahres war, möchte man ja lieber dahingestellt sein lassen. Aber immerhin gewann das CGI-Pinguin-Musical des australischen „Mad Max“-Regisseurs George Miller kürzlich den Oscar. Und die Idee, dass sich der jugendliche Kaiserpinguin Mumble nicht wie seine Artgenossen durch Gesang, sondern durch Stepptanz ausdrückt, ist ja durchaus originell. Zumal die Songs geschickt ausgesucht wurden und die per Motion-Capture aufgenommenen aparten Choreografien einigen Unterhaltungswert bieten. Allerdings bleibt die etwas melodramatische Geschichte vom Außenseiter, der am Ende die Gemeinschaft rettet, der Konvention verhaftet – und über das peinliche Ökofinale sollte man am besten gleich ganz hinwegsehen.

„Ich möchte kein Mann sein“, 19. 3. im Babylon Mitte

Mit Laurence Oliviers „Henry V.“ und Jean Renoirs „The River“ zeigt das Arsenal in seiner „Open Road“-Reihe mit den Schätzen aus dem British Film Archive zwei ausgesprochen attraktive Farbfilme: Die Shakespeare-Verfilmung „Henry V.“ entstand 1943 als Anti-Nazi-Propaganda, und die prächtige Ausstattung sowie das farbenfrohe Technicolor des Films sollten als kleines Bonbon die Moral der vom Bombenkrieg gebeutelten Briten stärken. Natürlich bot auch die Handlung, in deren Verlauf König Henry mit seinem kleinen Heer die zahlenmäßig weit überlegenen Franzosen in der Schlacht bei Azincourt schlägt, eine erhoffte Parallele im Kampf gegen Nazideutschland. Renoirs in Indien gedrehter Film „The River“ (1951) strahlt geradezu in satten Farben: Leuchtendes Rot und Grün (der Production Designer Eugène Lourié strich tatsächlich das Gras grün an) begleiten die Geschichte dreier junger Mädchen, die von einem amerikanischen Kriegsveteranen in einen Wirrwarr der Gefühle gestürzt werden. Geburt, Pubertät, Heirat und Tod: Renoir schildert den gesamten Zyklus des Lebens bewusst antidramatisch und lässt seine Erzählung so langsam und selbstverständlich dahinfließen wie den großen Strom, an dem seine Protagonisten leben.

Mit Geschlechterrollen spielt Ernst Lubitsch in der Komödie „Ich möchte kein Mann sein“, die er 1918 mit der quirligen Komödiantin Ossi Oswalda drehte. Darin verkleidet sich Ossi mit Frack und Zylinder als Mann, um endlich ungestört ins Tanzlokal gehen zu können, zumal man ihr zu Hause Pokern, Rauchen und den Alkohol verbietet. Doch irgendwie kommt sie mit der neuen Rolle nicht ganz zurecht (sie pudert sich etwa zum Amüsement der Damenwelt zwischendurch die Nase) und zieht am Ende das besagte Fazit. Faszinierend ist vor allem der Schwung, mit dem Lubitsch und Oswalda durch die dreiviertelstündige Handlung galoppieren sowie die spürbare Freude an der reinen Bewegung: In einer Szene sieht man Ossi minutenlang ihre hilflose Gouvernante umtanzen, bis beide schließlich irgendwo ganz schwindelig in eine Ecke stolpern. Parallel dazu zeigt Lubitsch Ossis Onkel in einem Hotelbett: Ihm ist schlecht – was Lubitsch verdeutlicht, indem er die Kamera ganz wild hin und her taumeln lässt. LARS PENNING

„Happy Feet“, 15. 3.–21. 3. im Manhattan; 17. 3. im Casablanca; 17. 3.–18. 3. im Cosima