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Archiv-Artikel

Streitbarer Ökologe

Der nordrhein-westfälische Umweltpolitiker Reinhard Loske soll für die Grünen Senator in Bremen werden

Reinhard Loske, 48, soll Bremer Senator werden. Unklar ist noch das Ressort: Bildung und Forschung oder Bau und Umwelt FOTO: AP

Ausgerechnet einen Fan von Schalke 04 wollen die Bremer Grünen in den Senat der Werder-Stadt schicken! Mit der Nominierung des Nordrhein-Westfalen Reinhard Loske wagen die Grünen an der Weser, die heute Abend auf einer Landesmitgliederversammlung auch offiziell die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der SPD beschließen wollen, ein spannendes Experiment – und bescheren dem 48-Jährigen den Höhepunkt seines Comebacks.

Gerade mal etwas mehr als ein Jahr ist es her, da hatte sich der fachlich kompetente aber sehr eigenwillige Bundestagsabgeordnete selbst auf die politische Ersatzbank befördert. Mit lautem Getöse war der versierte Umweltpolitiker nach einem Streit mit seinem innerparteilichen Lieblingsgegner Jürgen Trittin um das Atommüll-Endlager von seinem Amt als Vizechef der grünen Bundestagsfraktion zurückgetreten. „Als Ökologe fühlt man sich bei den Grünen mittlerweile ziemlich einsam“, zeterte Loske damals. Auch in der Folgezeit ließ der streitbare „Urgrüne“ kein gutes Haar an seiner Partei: „Das Bestreben, nirgends anzuecken, ist nicht nur unzeitgemäß, es macht die Grünen auch grau“, bescheinigte er ihr im vergangenen Herbst. Etliche grüne Funktionäre verärgerte der wertkonservative Öko kräftig mit solcherlei Despektierlichkeiten, aber an der Basis kamen sie gut an: Im Dezember wurde er auf dem Bundesparteitag mit dem zweitbesten Ergebnis in den Parteirat gewählt.

Die ersten politischen Sporen verdiente sich Loske Mitte der 80er Jahre als Ratsherr in der sauerländischen Kleinstadt Geseke. Als „Realo“ kam er 1989 in den Landesvorstand der damals noch mehrheitlich eher „fundamentalistisch“ orientierten NRW-Grünen. Nach nur einem Jahr hatte er genug: Loske legte eine „Politikpause“ ein. Acht Jahre sollte sie dauern. In dieser Zeit konzentrierte er sich auf seine wissenschaftliche Arbeit – unter anderem am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. 1998 kehrte er in die politische Arena zurück – gemeinsam mit seinem Chef: Institutspräsident Ernst Ulrich von Weizsäcker zog für die SPD, Loske für die Grünen in den Bundestag.

Der verheiratete Vater zweier Kinder ist zu intellektuell ambitioniert, um einen ordentlichen Parteisoldaten abzugeben: „Parteipolitik macht immer auch dumm“, warnte er Anfang des Jahres in der taz. P. BEUCKER