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Archiv-Artikel

DIE „BANK DES SÜDENS“ IST SO KEINE ALTERNATIVE ZUR WELTBANK Elitäre Clubs

Immer mehr Entwicklungsländer haben endgültig genug vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und von der Weltbank. Sie bauen lieber ihre eigenen Finanz- und Entwicklungsinstitutionen auf – wie jetzt sechs südamerikanische Länder, die zusammen eine Bank des Südens gründen. Wer könnte es ihnen verdenken? Man muss sich nur die Erfahrungen Argentiniens vor Augen halten, dessen neoliberales, vom IWF gepushtes Wirtschaftsmodell direkt in eine schwere Finanzkrise führte. Auch die Asienkrise von 1997 hatte der IWF nicht nur nicht verhindert – er hat sie durch seine überzogenen Auflagen sogar noch verschlimmert. 13 asiatische Staaten haben daher unlängst schon einen Teil ihrer umfangreichen Währungsreserven zusammengelegt, um sich im Fall von Finanzkrisen gegenseitig beistehen zu können.

So weit, so gut. IWF und Weltbank ist diese Ohrfeige auch durchaus zu gönnen. Aber die Sache hat einen Haken. Dazu muss man sich nur ansehen, wer bei den Alternativveranstaltungen mit von der Partie ist. Ostasien schwimmt derzeit nur so in Dollarreserven. Leicht können Länder wie Südkorea und China ihren ärmeren Nachbarn wie Kambodscha und Laos unter die Arme greifen. In Südamerika wiederum sind die erfolgreichen Schwellenländer Argentinien und Brasilien, aber vor allem Venezuela die treibenden Kräfte hinter der Bank des Südens. Der venezolanische Präsident Hugo Chávez kann es sich leisten, werden doch die größten Ölreserven der Welt in Venezuela vermutet. Nicht zufällig dürfte eines der ersten Projekte der neuen Bank der Bau einer Pipeline für Gas aus Venezuela sein.

Doch was ist mit den ärmsten Ländern der Welt, die meisten davon in Afrika? Derzeit sind die vergünstigten Kredite der Weltbank und neuerdings Kredite aus China ohne jeden Entwicklungsanspruch die einzigen Geldquellen, die solchen Ländern offenstehen. Wollte der Süden wirklich ein Gegenmodell zum herrschenden Weltfinanzsystem schaffen, dann dürften sich die reicheren unter den Entwicklungsländern nicht auf die Gründung elitärer Clubs beschränken. NICOLA LIEBERT