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Archiv-Artikel

Kollektiv sucht Gemeinschaft

TANZTHEATER Tanz den Konrad Lorenz: Mit einem dubiosen Paten nähert sich das „TanzKollektivBremen“ dem Raben

Von GJO

Das erst 2013 gegründete „TanzKollektivBremen“ bewegt sich in seinem neuen Stück auf den Spuren der Verhaltensbiologie. „Corvus – Second Nature“ folgt dabei einem Zitat des nazinahen Nobelpreisträgers Konrad Lorenz: „Der Mensch muss Tier werden, um herauszufinden, was Leben ist und wie soziale Beziehungen funktionieren.“ Corvus ist Latein und bedeutet: „Rabe, Krähe“. Auf der Suche nach dem menschlichen Gemeinschaftssinn interpretiert das Kollektiv das symbolisch und kulturell aufgeladene „tierische Treiben der Raben“.

Die Tanzperformance ist choreografiert von Magali Sander Fett, die zusammen mit Thomas Bünger und Miroslaw Zydowicz das Tanz-Kollektiv gründete. Dem Bremer Publikum dürfte das Ensemble noch aus dem Tanztheater bekannt sein, wo sie jeweils über zehn Jahre lang unter dem Choreographen Urs Dietrich tätig waren.

Zu der offenen Plattform haben sie sich zusammengetan, um sich weiter in Bremen dem zeitgenössischem Tanz zu widmen und sich mit anderen Künstlern zu vernetzen.

Die aktuelle Performance feiert am 30. Oktober Premiere im Theater Bremer und kontrastiert in Schwarzweiß-Ästhetik die zunehmende gesellschaftliche Individualisierung mit dem Gemeinschaftssinn von Raben und Krähen. Das Vogel-Motiv, das schon in Schuberts „Winterreise“ auftauchte, wird unterstützt durch die Liveperformance des Musikers Jonas Wiese und einem Bühnenbild samt Videoinstallation von Till Botterweck.

Darüber hinaus sucht das Kollektiv derzeit nach weiteren Entfaltungsmöglichkeiten und Räumen: Denkbar seien weitere Workshops und Kurse mit Jugendlichen. So wurde bereits in Zusammenarbeit mit dem „Steptext Dance Project“ das Stück „In(be)t(we)en“ aufgeführt, an dem Flüchtlinge und Bremer Jugendliche mitgewirkt hatten. Ebenso hatte eine Gruppe unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge bereits ihr erstes Stück „Street Art Project“ besucht.

Der Tanz biete sich als Kunstform ohne sprachliche Grenzen an, um soziale Projekte zu gestalten, so Tomas Bünger. Er hatte 2013 eine integrative Tanzlehrer-Fortbildung in New York gemacht und dort mit Parkinson-Patienten gearbeitet.  GJO