Burschenschaftler legen Blutzwist bei

ABSTAMMUNG Künftig reicht es, die deutsche Staatsangehörigkeit zu haben, um Burschenschaftler zu werden

VON ANDREAS SPEIT

HAMBURG taz | Die Reihen der Deutschen Burschenschaft (DB) sind wieder fest geschlossen. Am Sonntag ging in Eisenach der Burschentag 2011 zu Ende. Dabei änderten die Mitglieder ihre Abstammungsregelungen und verwarfen den Antrag nach Ausschluss einer Burschenschaft, deren Sprecher chinesischer Abstammung ist. „Der entsprechende Antrag wurde zurückgezogen und ein neues Rechtsgutachten vorgelegt“, sagte Michael Schmidt, Pressesprecher der DB der taz.

Bei der Vollversammlung des Dachverbands von rund 120 Burschenschaften wurde heftig debattiert, wie deutsch ein deutscher Burschenschaftler sein muss. Die „Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ hatte zunächst mit Rückgriff auf ein Gutachten der DB den Ausschluss der „Burschenschaft Hansea zu Mannheim“ beantragt, da dessen Sprecher Kai Ming Au chinesische Eltern hat. Die Antragssteller wollten zudem durchsetzen, dass eine deutsche Abstammung für die Mitgliedschaft verbindlich sei, zogen beide Antrage aber zurück.

Kai Ming Au selbst sagte, dass die „letzten Tage zwar schwierig waren“, seine Burschenschaft und der Verband für ihn aber „korporative Heimat“ seien. „Ich bin stolz, Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Ich bin stolz, Deutscher zu sein.“

Im Rahmen einer Generaldebatte über den sogenannten Abstammungsparagrafen hoben die Burschenschaftler das alte Rechtsgutachten auf, welches den Schwerpunkt der Mitgliedschaft auf die Abstammung legte. Künftig können männliche Studenten Burschenschaftler werden, die deutscher Abstammung sind oder über die deutsche Staatsbürgerschaft verfügen.

Die Debatte spiegelt die völkisch-biologistischen Positionen in der DB wider, sagt Jörn Kronauer, Autor einer kritischen Studie zu studentischen Verbindungen. Er bezweifelt, dass alle Burschenschaften ihren Teutomanismus aufgeben. So hat etwa der Hamburger Verfassungsschutz (VS) die Burschenschaften erneut in seinem letzten Jahresbericht erwähnt, da einzelne Verbindungen zum Rechtsextremismus hätten. Etwa ein Drittel der im DB organisierten Burschenschaften sind nach Einschätzung der Verfassungsschützer rechtsgerichtet. Diese Entwicklungen innerhalb der DB „begründen den Verdacht, dass dort zum Teil rechtsextremistische Positionen vertreten werden“, heißt es im Bericht des VS.