american pie : Flirtartige Schmeicheleien
Im College-Basketball geht es in diesen Wochen um den Titel. Längst umschwänzeln die Bosse der Profiliga NBA die Hoffnungsträger von den Unis
In den Staaten dreht sich derzeit alles um „March Madness“ – die Play-offs der Baskteball-College-Teams. Zwei Spieler stehen ganz besonders im Rampenlicht. In Ohio States Greg Oden und Kevin Durant von den Texas Longhorns werden die die NBA-Stars der Zukunft gesehen. Für die amerikanischen Medien steht schon jetzt fest: Im diesjährigen Draft werden die 19-jährigen Rohjuwelen Rang eins und zwei belegen. Einzig und allein, in welcher Reihenfolge die Jungstars beim jährlichen Basar der Basketballtalente am 28. Juni auserwählt werden, bleibt offen.
Oden wird von Experten bereits als der nächste große Center der NBA-Geschichte gehandelt. Ein Spielertyp mit einem Durchsetzungsvermögen, das ein Mann auf dieser Position nur alle zehn Jahre mit sich bringt. Einer wie einst David Robinson. Auch Durant erhält reichlich Vorschusslorbeeren: Er sei einzigartig. Einen derart treffsicheren Spieler bei einer Körpergröße von 2,06 Metern habe die NBA noch nicht gesehen.
Selbstverständlich haben die NBA-Bosse Oden und Durant seit Jahren im Blickfeld. Schon im letzten Sommer wären sie als Top-Picks bei einem Profiteams untergekommen, hätte die NBA 2005 nicht ein Verbot gegen das Rekrutieren von High-School-Schülern eingeführt. Im Juni werden Oden und Durant ihr erstes Universitätsjahr abgeschlossen haben und sind somit NBA-reif. Das inoffizielle Buhlen der Teams um die Hoffnungsträger ist längst eröffnet.
Doch um die naiven Spieler vor den verführerischen Angeboten der bösen Profiteams zu beschützen, greift die NBA härter durch als je zuvor. Dies erfuhr Michael Jordan, Basketballlegende und Besitzer der Charlotte Bobcats auf schmerzhafte Art und Weise. His Airness bekam für seine flirtartigen Schmeicheleien in einem Interview über Durant eine Strafe von 15.000 Dollar auferlegt. Auch Danny Ainge, der Geschäftsführer der Boston Celtics, muss tief in die Tasche greifen. Ainge hatte bei einem Collegespiel Durants Familie kontaktiert. Rein zufällig habe er von 16.175 Sitzgelegenheiten den Platz neben Durants Mutter erwischt, so seine Ausrede. Die NBA blieb hartnäckig und verurteilte Ainge zu einer Strafe von 30.000 Dollar. Bei solch gnadenlosen Sanktionen kann man nur hoffen, dass die umworbenen Spieler den Hype der Experten rechtfertigen, denn für den ein oder anderen Teamchef wird der Draft 2007 wohl zum teuersten aller Zeiten. MARCO WOLDT