WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Seit aus Badeanstalten Badeagenturen wurden, schwimmt es sich in Berlin nicht mehr so schön wie früher. Und vor allem viel teurer. Ein Stück Stadtkultur geht verloren, denn die StammschwimmerInnen werden immer älter, die Jungen weichen in kostenlose Badeseen oder in Fitnessstudios aus, die genauso viel wie öffentliche Bäder kosten, aber sauberer und irgendwie auch cooler sind. So wandeln sich alte Badeanstalten in Kulturinstitute. Wie das Stadtbad Steglitz zum Beispiel, ein kleines Jugendstilwunder, das eher an eine Kathedrale als an ein Schwimmbad denken lässt. Hier hat nun am Freitag ein Theaterabend mit dem sprechenden Namen „Nichtschwimmer“ Premiere, der sich mit einer Gruppe Erwachsener befasst, die aus den verschiedendsten Gründen nicht schwimmen können. Wobei das Wort „schwimmen“ auch durch das Wort „leben“ austauschbar ist.
Das ein oder andere Problem mit der Veranstaltung, die Leben heißt, haben auch die Figuren in Samuel Becketts modernem Klassiker „Endspiel“, dessen sich nun im Deutschen Theater der Spezialist für Leichtigkeit, Jan Bosse, angenommen hat.
In der Tribüne am Ernst-Reuter-Platz ist am Sonntag wieder ein Theaterabend der Regisseurin Margareta Riefenthaler zu sehen, die seit Jahren Theaterprojekte mit Berliner Straßenkindern und obdachlosen Jugendlichen realisiert. „Wer ist Marie?“ handelt von einer jungen Frau, die sich nach dem Ende der Schule auf der Suche nach Zukunft in den Scheinwelten der Konsumgesellschaft verstrickt und die Übersicht verliert.
Im Dock 11 ist ab Donnerstag Loulou Omers Tanzstück für zwei Frauen, „A Story of Murder“, zu sehen, das ebenfalls Fragen von Leben und Nichtleben erforscht. Dazu werden Werke für Laute von Johann Sebastian Bach live gespielt.
„Nichtschwimmer“: ab Fr, Stadtbad Steglitz
„Endspiel“: ab Sa, Deutsches Theater
„Wer ist Marie?“: ab So, Tribüne
„A Story of Murder“: ab Do, Dock 11