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Archiv-Artikel

Sozial und ökologisch leihen und schenken seit 50 Jahren

BANK GLS fördert zum Beispiel Bio-Landbau – und hat gerade nach Finanzkrise immer mehr Erfolg

Die GLS-Bank hat etwa 100.000 Kunden

AUS BOCHUM ANDREAS WYPUTTA

Die Bochumer Gemeinschaft für Leihen und Schenken (GLS) feiert Jubiläum: Die GLS-Treuhand, aus der 1974 die nach sozial-ökologischen Kriterien wirtschaftende GLS-Bank hervorging, wird 50 Jahre alt. 1961 wurde das Projekt mit einem Kapital von 508 Mark gegründet – mittlerweile verwaltet die Treuhand über 73 Millionen Euro.

Allein in den vergangenen zehn Jahren beteiligten sich rund 10.000 SchenkerInnen und StifterInnen. Gefördert wurde damit zunächst der Kauf von Bauernhöfen für den ökologischen Landbau: „Das Land wurde der konventionellen Landwirtschaft entzogen“, sagt Treuhand-Vorstand Annette Massmann. Im Agrarbereich unterstützt die GLS heute etwa die Züchtung ökologischen Saatguts und trägt so zur Artenvielfalt bei. Unterstützt werden auch Entwicklungshilfeprojekte wie ein Frauenhaus in Nepal und soziale Initiativen wie die Aktion „Jedem Kind ein Instrument“.

Erfolge feiert auch die dazugehörige Bank. „Vor zwei Wochen haben wir die hunderttausendste Kundin gewonnen“, sagt Vorstandssprecher Thomas Jorberg. Allein im laufenden Jahr habe das genossenschaftlich organisierte Institut mehr als 10.000 Neukunden gezählt – und wurde bei einer Umfrage der konventionell orientierten Zeitschrift Börse Online und des Fernsehsenders n-tv zum zweiten Mal in Folge zur „Bank des Jahres“ gewählt.

Die Bank investiert vor allem in Firmen des Ökologiesektors: Fast 58 Prozent der 2011 vergebenen Kredite finanzieren erneuerbare Energieträger, den Biohandel und die Biolandwirtschaft. 28 Prozent gehen in den sozialen Bereich, etwa in freie Schulen. 14 Prozent stehen dem Wohnungsbau zur Verfügung. In Unternehmen der Rüstungs- oder Gentechnikbranche fließt im Gegensatz zu großen Privatbanken dagegen kein Cent – auch die Produktion von Alkohol oder Tabak wird nicht unterstützt.

Dabei profitiert die Treuhand von der Bank: Viele KundInnen verzichten auf Zinszahlungen und finanzieren so Schenkungen. „Auch über die Vermögensverwaltung kann sich die Frage nach Stiftungen stellen“, sagt Bankvorstand Jorberg.

Die Bank thematisiere, wohin das in Kredite umgewandelte Geld der AnlegerInnen gehe, erklärt auch Lukas Beckmann – der einstige Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion arbeitet seit vergangenen März als Vorstandsmitglied bei der Treuhand. Er sagt: „Die GLS hat eine gesellschaftsverändernde Funktion.“