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Archiv-Artikel

CDU will mehr ausländische Wissenschaftler

BILDUNG Nun ist es offiziell: Die Union bricht mit alten Grundsätzen und verpasst sich in der Bildungspolitik eine neue Linie. Auch an der Hauptschule hält sie nicht mehr länger fest

VON ANNA LEHMANN

Jede fünfte WissenschaftlerIn an einer hiesigen Hochschule soll im Jahr 2021 ausländischer Herkunft sein. Das geht aus einer Vorlage hervor, die der CDU-Parteivorstand am kommenden Montag beschließen will. Der Anteil ausländischer Wissenschaftler soll demnach in den nächsten zehn Jahren auf 20 Prozent steigen.

Zur Begründung heißt es in dem Papier: „Attraktive Rahmenbedingungen sind Teil einer neuen Willkommenskultur. Dazu gehören […] auch Bleibemöglichkeiten für Hochschulabsolventen ausländischer Herkunft.“ Derzeit haben rund 9 Prozent der haupt- und nebenberuflichen wissenschaftlichen Mitarbeiter an Hochschulen ihre Schulzeit außerhalb Deutschlands absolviert.

Auf ihrem Parteitag im November will sich die CDU neue bildungspolitische Leitsätze geben. Die bisherigen stammen aus dem Jahr 2000. Eine vom Parteivorstand eingesetzte Kommission unter Leitung von Bundesbildungsministerin Annette Schavan und Sachsens Kultusminister Roland Wöller hat die aktuelle Vorlage erarbeit. Die Vorschläge reichen von der Abschaffung der Hauptschule über ein verpflichtendes letztes Kitajahr (taz vom 8. Juni) bis zur Modifizierung der beruflichen und akademischen Bildung.

Dem Beschlusspapier zufolge, soll spätestens in zehn Jahren mindestens die Hälfte der Studierenden einen Teil ihres Studiums oder zumindest einen studienbezogenen Aufenthalt im Ausland absolvieren. Gleichzeitig sollen sich die Hochschulen verstärkt für Studierende öffnen, die aus der beruflichen Bildung kommen. Auch die Studieneingangsphase will die CDU anders gestalten und schlägt vor, sie etwa in Universiätskollegs auszulagern.

Einige Vorschläge dürften für heftige Diskussionen sorgen. Strittig sind vor allem die künftige Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern im Bildungsbereich. Bei Schulen und Hochschulen muss sich der Bund qua Grundgesetz weitestgehend raushalten. Im Papier wird über Kooperationsmöglichkeiten und „eine einvernehmliche Weiterentwicklung der grundgesetzlichen Regelungen nachgedacht“.

Die Hauptschulen sollen angesichts sinkender Schülerzahlen flächendeckend mit Real- zu Oberschulen verschmelzen. In den meisten Ländern hat die CDU die Hauptschulen bereits aufgeben. Einzig das CSU-regierte Bayern hält an dieser Schulform fest.