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Archiv-Artikel

Zusammenkommen gegen G 8

Zahlreiche Veranstaltungen finden in Hamburg im Vorfeld des G 8-Gipfels statt. Ein zentraler Anlaufpunkt ist die Rote Flora, in der noch bis zum 10. Juni ein „Convergence Center“ eingerichtet ist

Während der Demonstration „Gegen den EU- plus Asiengipfel, gegen G 8 und kapitalistische Verhältnisse“ vom Montag war es wegen des Wanderkessels der rabiaten Polizei nicht möglich, sich über die radikale linke Kritik, die dort eigentlich präsentiert werden sollte, zu informieren und auszutauschen. Eine bessere Gelegenheit hierzu bietet sicher das “Convergence Center“ in der Roten Flora. Im Rahmen der Mobilisierung zum Protest gegen den G 8-Gipfel vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm ist dort bis zum 10. Juni ein „Ort des Zusammenkommens“, eine feste Anlaufstelle entstanden. Seit einigen Jahren begleiten „Convergence Center“ der lokalen Strukturen Proteste gegen die Events symbolischer Machtkonzentration.

Im Selbstverständnis des Centers heißt es: „AktivistInnen sollen in der Woche vorm Gipfel ankommen, sich organisieren und für die konkreten Gipfeltage nach Heiligendamm mobilisiert werden.“ Ein Infopunkt soll über Aktionen, Camps, Demos etc. auf den neuesten Stand bringen, es werden Übernachtungsmöglichkeiten vermittelt, und in der „Volxküche“ gibt es Essen.

Jeden Tag finden zudem mehrere Workshops statt, allein heute drei: Um zwölf Uhr und um 14 Uhr beginnt jeweils ein Blockade-Training zum Konzept „Block G 8“, angeboten von der Gruppe „Avanti“: „Was wir trainieren: Das Durchfließen von Polizeiketten, Sitz- und Stehblockadetechniken, schnelle Entscheidungsfindung in der Blockade durch Bezugsgruppen, Kurzübungen zum Umgang mit Presse, Polizei und Justiz.“ Ab 16 Uhr geht es dann auf Französisch, Deutsch und bei Bedarf auf Englisch um „Globale Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte für alle!“ – ein vom Flüchtlingsrat Hamburg organisierter Austausch: „Zu den migrationspolitischen Aktivitäten gegen den G 8-Gipfel haben wir AktivistInnen aus verschiedenen afrikanischen Ländern eingeladen, die dort und transnational gegen die EU-Migrationspolitik kämpfen.“ Ab 18 Uhr schließlich findet ein Workshop von „Saving Island“ statt, auf dem ein Protestcamp gegen die Errichtung von Staudämmen für neue, energieintensive Aluminiumwerke inmitten der isländischen Natur vorgestellt wird. Außerdem beginnt um 18 Uhr ein Filmabend über die Behinderung von Migration, gezeigt werden die Dokumentationen „Abschiebung im Morgengrauen“, „36ter Breitengrad“, „no lager nowhere“, und „Festung Europa“ von der Videogruppe „kanal b“.

Aber auch woanders finden Veranstaltungen statt: Ebenfalls heute, um 19 Uhr, geht es im Kölibri am Hein-Köllisch-Platz bei der Podiumsdiskussion “Unterm Cluster liegt der Strand“ um „Wettbewerbs- und Stadtentwicklungskonzepte europäischer Metropolregionen“ und um „Widerstandserfahrungen und -perspektiven“. Die veranstaltende „gruppe commode“ hat sich bereits mehrfach mit einer radikalen Kritik an der “Wachsenden Stadt“ beschäftigt und kündigt die Teilnahme von “ReferentInnen aus verschiedenen europäischen Städten“ an. Während es hier um eine Verbindung zwischen autonomer Kritik an Umstrukturierung und der Weltwirtschaft geht, gibt es auch ein traditionslinkes Veranstaltungsangebot: In der ehemaligen HWP beginnt ebenfalls um 19 Uhr die Veranstaltung „Kommunismus neu erfinden oder good old school – Empire und die Bewegung gegen die G 8“. Jonathan Helwig vom antiimperialistischen Aktionsbündnis „G 8 versenken“ dazu gegenüber der taz: „Wir werden die These John Holloways ‚Die Welt verändern ohne die Macht zu ergreifen‘ und Negris Empire-Theorie einer kritischen Betrachtung vom marxistischen Standpunkt unterziehen und das Feld für Diskussionen eröffnen.“

Die Frage nach der Radikalität einer Kritik, die sich auf ein antiimperialistisches Abgrenzen von den USA beschränkt und die Kritik des Globalisierungsgewinnlers Deutschland nur am Rande vorkommen lässt, ist schließlich Thema beim Freien Sender Kombinat, das auf 93,0 Megahertz die Proteste kritisch begleitet: „Wir senden natürlich die ganze Zeit, auch Live-Berichte. Am Sonntag ab 15 Uhr gibt es auch eine Sendung zur Kritik an der Bildlichkeit der Anti-Globalisierungsbewegung“, so Ole Frahm von FSK. Und jeden Tag gibt es auf Hamburgs einzigem nicht-kommerziellen Sender eine kompakte Tageszusammenfassung um 23 Uhr. GASTON KIRSCHE

Programm des Convergence Centers: www.hamburg.dissentnetzwerk.org ; Infopunkt St. Georg: ☎ 040 / 235 195 95; Anti-G8-Bündnis Hamburg: ☎ 040 / 432 80 737, www.norden-gegen-g8.info ; Alle Hamburger Veranstaltungen zum G 8-Gipfel: www.bewegungsmelder.org