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Der Reanimateur

Vermutlich hat er die Herausforderung dann doch nicht in ihrer ganzen Dimension überblickt. Hätte Christian Fitzek im August ansonsten die Aufgabe übernommen, den vor dem Exitus stehenden HSV Handball als neuer Geschäftsführer zu reanimieren? Fraglich. Allem Anschein nach war sein Verlangen, aus den Niederungen der Zweitklassigkeit wieder in die Beletage des deutschen Handballs aufzurücken, so groß, dass auch das vermeintliche Himmelfahrtskommando HSV Handball wie eine Verheißung wirkte.

Fitzek war damals dabei, als der vom Mäzen Andreas Rudolph mit Millionen Euro aufgepäppelte Klub zum erlauchten Kreis der Besten in Europa zählte. Er feierte als sportlicher Leiter große Erfolge wie den Gewinn der Meisterschaft, des DHB-Pokals (zweimal) und des Europapokals der Pokalsieger. Plötzlich aber war die schöne Zeit vorbei. Mit Wirkung zum 30. Juni 2011 löste der HSV den Vertrag, der Ex-Nationalspieler (109 Einsätze) ging im August 2012 in die wenig beachtete Zweite Bundesliga und wurde Geschäftsführer beim VfL Bad Schwartau.

Zwei Jahre später, im Abklang all der Turbulenzen um den HSV Handball, der erst spät mit einer Lizenz für die Bundesliga ausgestattet wurde, ist der 53-Jährige zurück in Hamburg. Er sieht sich einer „Herkulesaufgabe“ gegenüber, wie er unter der Woche in einem Pressegespräch sagte. Es ist ein Kampf an vielen Fronten. So muss er sich Gerüchten erwehren, der Verein werde von der Handball-Bundesliga (HBL) kaum eine Lizenz für die kommende Serie erhalten; das hat die Sport-Bild prognostiziert. Kraft koste dies, sagte Fitzek. Und die Sachlage sei komplett verdreht worden: Alle 39 Klubs der ersten beiden Ligen müssten bis zum 1. November ihren Jahresabschluss zur Prüfung bei der HBL einreichen, nicht nur der HSV.

Mühsam ist es auch auf anderen Ebenen. Der Dauerkartenverkauf ist im turbulenten Sommer massiv eingebrochen, um 1.200 Stück; potenzielle Sponsoren halten sich wegen der unsicheren Zukunft des Klubs zurück; Altlasten drücken; das Team hat am Mittwoch durch das Aus in der zweiten Runde des DHB-Pokals die Chance auf eine Final-Four-Prämie in Höhe von 120.000 Euro verwirkt, und viele Spieler haben nur einen Vertrag bis zum Ende der Saison. „Wir wissen alle, dass die Zahlen nicht gut sind“, sagte Fitzek, der mit einem Businessplan die Trendwende erreichen will. Gemeinsam mit den Gesellschaftern soll eine Strategie erstellt werden, wie die Aufgaben angegangen werden können. Fitzek will in der Saison 2016/17 mit dem Team wieder in der Champions League spielen. Das sind große Ziele für einen klammen Klub, der weiter vom Aus bedroht ist.  GÖR

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