Beim Martinshof ist die Zufriedenheit groß

Umfrage bei den Martinshof-Beschäftigten ergab: Die Zufriedenheit ist größer als in jedem „normalen“ Betrieb

Im Jahre 2008 wird alles ganz anders. Dann sollen nach einer Novelle des Sozialgesetzbuches alle geistig oder körperlich Behinderten selbst ein „persönliches Budget“ bekommen, mit dem sie ihre Hilfen bezahlen. Nicht mehr die Institutionen bekommen das Geld und machen die Hilfeempfänger zu Bittstellern, sondern die Hilfeempfänger werden zu „Arbeitgebern“.

In Vorbereitung auf diese Zukunft hat der Martinshof, Bremens Werkstatt für Behinderte, seine „Angestellten“ über ihre Zufriedenheit mit dem Angebot und dem Service der Einrichtung befragen lassen. Die Hochschule Bremen hat die Befragung als Praxis-Phase in ihren Studiengang „Soziale Arbeit“ integriert. Die Studenten waren zufrieden, dass sie an einem „echten“ Problem üben können, der Martinshof sparte Kosten.

„Als Geschäftsführer hat man immer ein bisschen Angst vor einer Nutzerbefragung und dann noch von der Hochschule“, gestand Wilfried Hautop bei der Präsentation der Ergebnisse. Die Angst war unbegründet – der Martinshof bekam durchweg sehr gute Noten in den 1.095 Fragebögen. Das betrifft sowohl die Pflege wie die Kollegialität, das Betriebsklima oder die Zufriedenheit mit den Betreuern.

Wo sich Unzufriedenheit artikuliert hat, wolle man das durchaus ernst nehmen, versicherte Hautop. Unzufrieden sind eher die Jüngeren – das deutet darauf hin, dass jüngere Menschen sich noch nicht abgefunden haben mit ihren Einschränkungen.

Besonders stolz ist Hautop auf die Arbeitsgruppen, die er außerhalb der Einrichtung untergebracht hat. An der Spitze der Beliebtheit steht die Gruppe bei Werder, die nach Fußballspielen die Tribünen aufräumt. Der Martinshof ist aber auch dabei, wenn bei Siemens Elektro-Anlagen zusammengestellt werden, er wäscht die Polizeiautos und verpackt Azul-Kaffee. Kein Grund also, sich zu schämen, wenn man beim Martinshof ist, sagt Hautop. Seine Angestellten sagen aber lieber, dass sie „bei Werder“ arbeiten. kawe